Franz Schubert: Klaviersonate a-Moll D. 845; F. Schubert / F. Liszt: 8 Lieder, Transkriptionen: Ständchen, Die Forelle, Auf dem Wasser zu singen, Gretchen am Spinnrade, Der Müller und der Bach, Die Stadt, Der Doppelgänger, Erlkönig; Marina Yakhlakova, Klavier; 1 DVD Master Performers MPI 14002; Bild 16:9; 2014 (79'25) - Rezension von Guy Wagner

Sie setzt sich nicht in Szene, sie spielt. Und wie sie spielt, die 1991 geborene Marina Yakhlakova! Den Namen muss man sich merken, dahinter steckt ein echtes Talent, und er steht für reine Musikalität. Man kann verstehen, dass die junge Künstlerin bereits mit 20 den Internationalen Franz Liszt-Klavierwettbewerb gewonnen hat: Die hier vorliegende DVD, ohne Publikum aufgenommen im Februar 2014 in der akustisch ungemein transparenten ‘Mechanics Hall’, Worcester (Massachusetts) genügt schon, um zu erklären, warum. Einen derart feinen, nuancenreichen Anschlag hat man in letzter Zeit nur sehr selten gehört, und so kluge Phrasierungen auch nicht jeden Tag. Das allein macht schon die Darstellung der Liszt-Transkriptionen Schubertscher Lieder ungemein fesselnd, denn Marina Yakhlakova schafft es, den Charakter jeden Liedes genau wiederzugeben, zugleich die Komplexität der Lisztschen Transkriptionen deutlich zu machen und die Lieder zu einer Einheit zusammenzufügen. Nur zwei davon sollen hervorgehoben werden, um die Meisterschaft des Spiels der jungen Russin zu verdeutlichen: ‘Die Stadt’ und ‘Der Doppelgänger’ aus ‘Schwanengesang’. Diese hochdramatischen Werke habe ich noch nie so eindrucksvoll in der Transkription von Liszt gehört, oder vielmehr, erlebt.

Die Interpretation der Sonate in a-Moll D. 845 ist ebenso beeindruckend, selbst wenn man gewünscht hätte, dass das einleitende ‘Moderato’ etwas pointierter, etwas schärfer artikuliert worden wäre. Dies macht dann aber das feinsinnige, sensible, atmende Spiel von Marina Yakhlakova wiederum mehr als wett, da es die vielen, polyphonen Facetten des Werkes optimal zur Geltung bringt. Höhepunkt ist für mich die Deutung des ‘Andante con moto’, die nun wirklich keinen Vergleich selbst mit den wichtigsten Schubert-Interpreten zu scheuen braucht.

Die Kamera begnügt sich mit wenigen Einstellungen, etwa einem halben Dutzend, was zur inneren Ruhe der Darbietung beiträgt. Zeigt die Kamera dann das hübsche, gleichzeitig konzentrierte und entspannte Gesicht der Pianistin, wird einem schon bewusst, dass diese eine Dienerin der Musik ist und nicht zur Liga jener nervenaufreibenden (Sich-zur-)Schausteller gehört, die leider heute Furore machen.

Fazit: Eine eindrucksvolle Leistung, eine ebenso eindrucksvolle Produktion: Spiel, Bild- und Tonqualität stellen eine makel- und tadellose Einheit dar, und das verdient unsrerseits einen ‘Supersonic’ vollauf.

Marina Yakhlakova is a sensitive servant of Schubert’s music. Her nuanced and subtle playing with perfectly controlled pacing, phrasing and dynamics is flawless.

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