Gustav Mahler: Symphonie Nr. 9; Park Avenue Chamber Symphony, David Bernard; # Recursive Classics RC3691873; Aufnahme 11.2024, Veröffentlichung 13.06.2025 (78'52) - Rezension von Remy Franck ** (For English please scroll down)

Auf Anhieb überrascht mich diese Interpretation, weil David Bernard die orchestralen Layers so deutlich werden lässt, dass man als Zuhörer ständig entscheiden muss, welchem der Layer man die meiste Aufmerksamkeit schenkt. So wird das Gehör zur Schlange, die sich durch die Musik windet, von einer Ebene zu anderen, und man muss höllisch aufpassen, damit man den Gesamtblick nicht verpasst. Bernards Einspielung ist sicher eine der detailreichsten in meiner Kollektion. Ich höre Klangtexturen, die ich so noch nicht vernommen habe.

Im Gesamtbild ergibt das im ersten Satz eine brodelnd doppelbödige, verwirrende Grübelei, die mit vielen Fragezeichen endet.

Der Ländler ist bei Bernard wirklich gemächlich und gleichzeitig doch regelrecht schräg, wie ein zynischer Scherz. Die von Bernard gewollte Transparenz steigert die Bösartigkeit des Diskurses und manchmal kippt die Musik ins total überdreht Verrückte.

Die grobe, groteske Rondo-Burleske interpretiert Bernard mit der komplexen Ausdrucksvielfalt, die diesem Satz gerecht wird, sarkastisch und trotzig, als tolle Parodie, spöttisch und unzusammenhängend, fast wie ein höhnisches Grinsen in der Musik. Totaler Wahnsinn!

Das Adagio-Finale dirigiert Bernard in fünfundzwanzigeinhalb Minuten sehr gefühlvoll, mit allen Höhen und Tiefen, die es in der Musik gibt, mit einem letztlich sehr unsicheren Hin und Her der Gefühle.

I was immediately surprised by this interpretation because David Bernard makes the orchestral layers so clear that listeners constantly have to decide which layer to pay the most attention to. Your ear becomes a snake winding its way through the music, from one layer to another. You have to be careful not to miss the big picture. Bernard’s recording is certainly one of the most detailed in my collection. I hear sound textures that I have never heard before.

The first movement is an ambiguous, confusing, and brooding seething mass of sound that ends with many question marks.

Bernard’s Ländler is leisurely yet weird, like a cynical joke. His deliberate transparency heightens the viciousness of the discourse, and the music sometimes tips over into total madness.

He interprets the coarse, grotesque Rondo-Burleske with a complex variety of expression that does justice to this movement. He performs it sarcastically and defiantly as a great parody – mocking and incoherent – almost like a sneer in the music. Total madness!

Bernard conducts the Adagio finale very sensitively in twenty-five and a half minutes, capturing all the highs and lows of music and creating an ultimately uncertain emotional journey.

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