Gustav Mahler: Symphonie Nr. 3; Gerhild Romberger, Mezzosopran, Augsburger Domsingknaben, Frauenchor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Bernard Haitink; 2 CDs BR Klassik 900149; Liveaufnahme 06/2016, Veröffentlichung 01/2017 (101'28) – Rezension von Remy Franck

Die erste Feststellung bei dieser Liveaufnahme der Dritten Symphonie Gustav Mahlers ist, dass Bernard Haitink nicht nur erheblich mehr Zeit für die Komposition braucht als die meisten seiner Kollegen (mit Ausnahme von Leonard Bernstein in seiner Wiener Einspielung), sondern auch deutlich länger ist als er selber in seiner Philips-Aufnahme mit dem ‘Concertgebouw Orkest’ aus Amsterdam (1966), aber ungefähr so viel Zeit braucht wie in der Einspielung mit den Berliner Philharmonikern (1992) und jener aus Chicago (2006). Dennoch wirkt die Musik nie zu lang, sie entfaltet sich organisch und ohne Zwang.

Aber an dieser Interpretation werden sich die Geister scheiden. So manchem Hörer werden die langsamen Tempi und das Bedeutungsschwangere der Interpretation missfallen. Für mich ist es – wie schon die vorangegangenen Einspielungen, insbesondere die aus Chicago – eine ganz außergewöhnlich intensive Interpretation.

Der erste Satz zieht an uns vorbei wie ein Naturschauspiel im Zeitlupentempo, sehr expressiv, zum Teil wuchtig, manchmal aber auch sehr alert und schwungvoll. Auch in den anderen Sätzen zeigt das Münchner Orchester unter Haitinks Führung eine unglaubliche Intensität, und die Musik profitiert vom großen Atem des Dirigenten. Mahlers Weltmysterium wird von Haitink einmal mehr aufregend emphatisch dargestellt. Das langsame Finale ist, wie gefordert ‘ruhevoll’ und empfunden’ und profitiert von einer steten und tief geatmeten Steigerung.

Das Orchester spielt (nicht immer ganz wackelfrei) kraft- und ausdrucksvoll, Gerhild Romberger singt und gestaltet ganz ausgezeichnet, sehr nahe am Text, und die Chöre sind tadellos.

Haitink takes more time for his Third Mahler than most of his colleagues and even as he himself in his first recording from 1966. Yet, one never has the impression that the tempi are too slow, since the music is played at a most natural pace. The orchestra musicians, the choir singers and the excellent mezzosoprano Gerhild Romberger are totally committed to the conductor, and so the music breathes magnificently and with a deep spirituality. The sound recorded is spacious and well balanced.

 

 

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