Philharmonie Luxembourg
(c) Wade Zimmermann

‘get real’ lautet das Motto des von der Luxemburger Philharmonie veranstalteten Festivals für zeitgenössische Musik ‘rainy days’. In 17 Veranstaltungen vom 13. bis zum 25. November gilt es « Spuren der Wirklichkeit in der zeitgenössischen Musik » zu erkunden.  

Der Veranslter sagt: « Auch wenn jeder auf Anhieb eine Vorstellung davon hat, was mit «Realität» gemeint ist, verschwimmt diese immer stärker, je mehr man sich ihr nähert. Realität – was soll das überhaupt sein? Und wie verhält sich Musik zu ihr? Ob als Musik der Sphären oder Propagandamittel, Musik hat schon immer mit ihrem Platz in der Wirklichkeit gerungen und für die Musik unserer komplexen Gegenwart gilt dies besonders. »

Die ‘rainy days 2018’ zeigen daher auf wie vielfältige Weise zeitgenössische Musik mit Realitäten verbunden sein kann: als politisches Statement, als Teil von Identität, als Erfahrung von sozialen Situationen, mit konkreten Klängen des Alltags oder durch persönliche Geschichten.

Das Festival holt Wirklichkeiten und Klangwelten jenseits der Philharmonie genauso in den Konzertsaal wie Performances in Privathäuser einziehen oder performative Spaziergänge die Soundscapes der Stadt hören lassen.

Eröffnet wird das Festival am 13.11. in Zusammenarbeit mit dem ‘Casino – Forum d’art Contemporain’ mit der legendären Avantgarde-Band ‘Einstürzende Neubauten’ um Blixa Bargeld.

Bis zum 25.11.werden unterschiedlichste Künstler in der Philharmonie, im ‘Grand Théâtre’, in der Abtei Neumünster und in Wohnzimmern von Luxemburger Bürgern auftreten. Traditionell ist das ‘Orchestre Philharmonique du Luxembourg’ Teil des Festivals: Am 24.11. erklingen im Grand Auditorium drei große Premieren. Luciano Berios Sinfonia erlebt seine Luxemburger Erstaufführung, Micheline Coulombe Saint-Marcoux’ Hétéromorphie wird erstmals in Europa aufgeführt und mit Francesca Verunellis neuer Komposition ‘Tune and Retune’ wird das OPL erstmals bei den ‘rainy days’ ein Werk einer Komponistin uraufführen.

Die jahrelange Kooperation mit dem Grand Théâtre wird in diesem Jahr fortgeführt mit der Musiktheatertanzproduktion ‘Third Space’ des amerikanischen Choreographen Daniel Linehan und des belgischen Komponisten Stefan Prins.

‘United Instruments of Lucilin’ zeigt in drei Konzerten seine ganze künstlerische Vielseitigkeit. Ebenfalls dabei sind die ‘Noise Watchers’ mit einer Hommage an Pionierinnen akusmatischer Musik.

Wie bereits in den Jahren zuvor hat das Festival internationale Künstler hohen Renommees nach Luxemburg eingeladen. Das ‘Ensemble Resonanz’ aus Hamburg widmet sich mit Werken von Leos Janacek und Georges Aperghis den Erfahrungen von Geflüchteten in Europa und greift damit eine zentrale Thematik des aktuellen politischen und gesellschaftlichen Diskurses auf.

Das Streichquartett ‘Quatuor Diotima’ stellt im Rahmen des Konzerts ‘Un monde en soi’ unter anderem zwei neue Kompositionen von Rebecca Saunders und Sivan Eldar vor. Das ‘ensemble mosaik’ aus Berlin präsentiert in seiner  ‘Soirée synthétisée’ ein neues Werk von Enno Poppe für neun Synthesizer, das historische Klänge der 1960er und 1970er Jahre durch heutige Technologie ganz neu erklingen lässt. In seinem neuen Klavierzyklus Erinnerungsspuren lässt Alberto Posadas den kreativen Erinnerungsprozess, der uns Teile unserer Erfahrungen vergessen und verändert erinnern lässt, musikalisch erfahrbar werden.

Ein neues Format sind die Wohnzimmerkonzerte in Luxemburg. In Luxemburg-Stadt öffnen Privatpersonen die Türen ihrer Wohnungen, um das ‘rainy days’-Publikum zu Wohnzimmerkonzerten mit Musikern des ‘Nadar Ensembles’ aus Belgien einzuladen. Die Besucher erleben eine Folge von kurzen Konzerten und performativen Spaziergängen im Stadtraum mit dem Choreographen Benjamin Vandewalle.

Am letzten Tag verwandelt sich die Philharmonie wieder in eine Wunderkammer, in der die unterschiedlichsten musikalischen Realitäten zu erleben sind. Mit einem Mosaik von gut 20-minütigen Konzerten und Performances – von Klarinettenrecitals über interaktive Stücke bis zu digitalem Puppentheater – sind die Besucher eingeladen, sich ihr Menu à la carte zusammenzustellen. Mit dem ‘Bal contemporain’ endet das Festival auch in diesem Jahr wieder mit einem rauschenden Fest mit ‘United Instruments of Lucilin’ und Sascha Ley, mit Musik, Tanz, Suppe und Drinks.

Für Kinder bietet das Festival in diesem Jahr einen Kompositionsworkshop.

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