Charles Dutoit
(c) ICMA /Martin Hoffmeister

Es waren das ‘Royal Philharmonic Orchestra’ unter Charles Dutoit und die legendäre Pianistin Martha Argerich, die die diesjährige Saison der Luxemburger vor ausverkauftem Saal eröffneten.  Alain Steffen berichtet.

Auf dem Programm standen die Rumänische Rhapsodie op. 11/1  von George Enescu, das Klavierkonzert G-Dur von Maurice Ravel, dessen Orchestersuite’ Ma mère l’Oye’ und zum Abschluss Igor Stravinskys ‘Pétrouchka’. Also ein insgesamt sehr farbiges und auch ein typisches Charles Dutoit-Programm.

Der schweizerische Dirigent ist vor allem durch seine Aufbauarbeit und Chefdirigentenzeit beim ‘Orchestre Symphoniqe de Montréal ‘(1977 bis 2002) bekannt geworden. Obwohl er danach noch verschiedene Positionen bekleidete –  seit 2009 ist er Chefdirigent des international  immer mehr in den Hintergrund tretenden ‘Royal Philharmonic Orchestra’ -, ist es in den letzten Jahren eher ruhig um den einst sehr aktiven Dirigenten geworden. Umso gespannter haben wir auf seinen Auftritt in der Philharmonie gewartet. Und wurden nicht enttäuscht.

Bereits in der das Konzert einleitenden ‘Rumänischen Rhapsodie’ spürte man die sichere und gestaltende Hand des Dirigenten. Und dessen große Stärke besteht darin, die Musik völlig natürlich und entspannt anzugehen und dabei ein Maximum an Orchesterfarben hörbar zu machen. Dutoit ist ein Dirigent, der eigentlich wenig interpretiert. Er vertraut völlig auf die Musik selbst und verhilft ihr so, sich in ihrer besten und reinsten Form zu präsentieren. Die Schlichtheit und Selbstverständlichkeit, mit der dann Martha Argerich das Ravel-Konzert spielte, waren ein Zeugnis ihrer legendären Spielkunst. Denn auch ohne viel zu ‘machen’, gewann das beliebte Werk durch Argerich ab der ersten Note spontan an neuen Farben, neuer Expressivität und einer neuen Frische. Spieltechnisch ist die mittlerweile sechsundsiebzigjährige Pianistin immer noch in Topform, so dass ihre Interpretation oder eben Nicht-Interpretation des Klavierkonzerts von Ravel zu einem außergewöhnlichen, ja faszinierenden Hörerlebnis wurde. Auch Charles Dutoit steuerte mit seinem nuancierten Dirigat wesentlich zu diesem Erfolg bei.

Nach der Pause erlebte das Publikum dann eine Lehrstunde in Sachen Orchesterfarben. Das exzellente ‘Royal Philharmonic Orchestra’, sonst oft etwas schwer und üppig  in seinen Klangfarben, begeisterte den ganzen Abend über mit einem sehr feinen und transparenten sowie technisch und klanglich einwandfreien Spiel. Wie sensibel und schön man Ravels Musik interpretieren und aufführen kann, das bewies Dutoit, ein wahrer Meister feinster Klangmalerei, mit seiner filigranen Leseart der Orchestersuite ‘Ma mère l’Oye’. So neu uns die Interpretation von Ravels Klavierkonzert erschien, so neu und anders gelang Charles Dutoit auch die Ausleuchtung von Igor Stravinskys ‘Pétrouchka’. Anstatt das Orchester voll aufzudrehen, ging Dutoit sehr entspannt an das Werk heran und ließ die Musik und die Musiker einem natürlichen Atem folgen. Das Klangbild öffnete er, so dass ‘Pétrouchka’ eine ungewohnte orchestrale Tiefe im räumlichen Sinne bekam. Und aus diesem wirklich dreidimensionalen Klangkosmos entwickelte er in den Soli, sowie in den kammermusikalischen Momenten und sogar in den tutti feinste Farbabstufungen und eine sich diesen Farben immer anpassende Dynamik und Sinnlichkeit. Das ‘Royal Philharmonic Orchestra’ glänzte hier auf allen Ebenen, so dass mit diesem hervorragenden Konzert bereits die Messlatte sehr hoch gelegt wurde.

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