Alexei Kornienko

Das Kammerorchester ‘Estro Armonico‘ spielte ein Konzert zum österreichischen Nationalfeiertag in Luxemburg. Yves Kruske berichtet.

Die Kaiserin Maria-Theresia von Österreich, deren 300. Geburtstag heuer gefeiert wird, war gleichzeitig auch Herrscherin in Luxemburg, wenn sie auch persönlich nie ins Herzogtum kam. Die Luxemburger haben aber durchaus positive Erinnerungen an die ‘Fremdherrschaft‘, da auf ihre Anregung das Kataster eingeführt wurde, Reformen im Gerichts- und Schulwesen erfolgten sowie die Infrastruktur verbessert wurde. Es gibt sogar das Bonmot von den silbernen Pflugscharen der Bauern, was den Wohlstand der Zeit andeutet.

Zu Ehren des Geburtstags fand am Abend des österreichischen Nationalfeiertags ein Konzert statt, das die luxemburgisch-österreichische Verbindung nicht nur im Damals feierte, sondern auch im Heute lebte. Drei musikalische Gäste aus der Alpenrepublik waren nach Luxemburg gekommen, um mit dem einheimischen Kammerorchester ‘Estro armonico‘ Werke aus der Zeit zu präsentieren.

Auf Einladung der Österreichischen Botschaft Luxemburg und der Luxemburgisch-Österreichischen Vereinigung, die ihren Sitz in Steinsel hat, wurde in der Pfarrkirche mit Unterstützung der Gemeinde und des Kulturministeriums des Großherzogtums Luxemburg ein Programm aus der Zeit mit Werken von Haydn und Mozart gegeben.

Der Dirigent Alexei Kornienko leitete mit profunder Musikalität und klarer Zeichengebung durch das Programm. Darüber hinaus bewies er, dass er auch als Pianist, im Klavierkonzert Nr. 12 A-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart sowie im Doppelkonzert von Joseph Haydn, mit musikalischem Gespür und ausgereifter Technik eine lebendige Welt erschaffen kann. Sowohl als Dirigent als auch vom Flügel aus vermittelte er dem Orchester ‘Estro armonico‘ die Impulse, um das Ensemble zu einem intensiven und ausdrucksstarken Spiel zu animieren, ohne die Solisten einzuengen. Das in Luxemburg aus der Begleitung von Chören bekannte Ensemble wurde an diesem Abend von den österreichischen Gästen mitgerissen und konnte erneut seine in 25 Jahren gefestigte Qualität spielerisch demonstrieren.

Zweite Solistin im Doppelkonzert von Haydn ebenso wie in seinem ersten Violinkonzert war die Geigerin Elena Denisova. (siehe auch zu den Solisten: https://www.pizzicato.lu/unbekannte-violinkonzerte-aus-unserem-jahrhundert/)

Mit ihrem ausdrucksstarken Spiel, das teilweise von ebensolchen Körperbewegungen begleitet wurde, brachte sie die Solopartien hell zum Leuchten.

Eingebettet in diese klassischen Klänge war die luxemburgische Erstaufführung des Werkes Campanulaceae für Violine und Orchester, wobei das Orchester auf die Streicher beschränkt ist.

Wie der Name schon andeutet, so führte die österreichische Komponistin Gabriele Proy vorab aus, handelt es sich um eine Meditation über die Farben der Glockenblumen, also von weiß bis dunkelblau. Die Streicher legen einen tiefen Klangteppich, der sich vom dreifachen piano bis maximal zum mezzoforte und mit wiederkehrenden Motiven auch in ungewöhnlichem Metrum bewusst zurückhält und trotz klarer Strukturierung eher ein Weben und Schimmern gibt, um der Sologeige ein freies Spiel darüber zu ermöglichen. Die Geigerin brachte die Farbschattierungen nuanciert zum Klingen, wobei sie durchaus auch den Eindruck von Tautropfen auf den Blüten assoziierte.

Der intensive Applaus des Publikums regte die beiden Instrumentalisten an, den kleinen Marsch von Fritz Kreisler zuzugeben, wobei sie mit charmanten Gesten und blindem Verständnis zueinander ihr langjähriges musikalisches Miteinander erleben ließen.

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