Schubert: Late Piano Works Vol.1; Franz Schubert: Klaviersonaten D. 537 & 959; Allegretto c-Moll D. 915; Andrea Lucchesini, Klavier; 1 CD Audite 97765; Aufnahme 11/2018; Veröffentlichung 07/06/2019 (D), 14/06/2019 (UK, US) – (72'14) – Rezension von Remy Franck

An Andrea Lucchesinis Schubert-Interpretationen scheiden sich die Geister. Die beiden Sonaten D. 959 und D. 537 sowie das Allegretto D. 915 spielt er aus einem Geist heraus, musikalisch sehr überlegt, souverän in der Gestik, mit viel Kraft und Lebendigkeit. In den schnellen Sätzen gibt es viel leidenschaftliches Drängen, starke Kontraste und eine große dynamische Spannweite.

In der Sonate D. 959, die Schubert im Todesjahr 1828 komponierte, werden viel Melancholie und auch Abgründe überspielt, und selbst das Trio im Andantino bleibt daher weniger verstörend als in anderen Interpretationen, die generell das Lyrische mehr betonen als Lucchesini, der Schubert insgesamt drastischer gestaltet als viele seiner Kollegen. Sieht der Italiener in dieser Musik vielleicht eher die Revolte eines Todgeweihten?

Aber ist Schuberts Musik nicht eigentlich doch das Gegenstück von Beethoven? Verträgt Schubert einen derart drängenden Vortrag, ein so straffes Musizieren, wie es Lucchesini uns hier hören lässt? Diese Fragen zeigen, dass es sehr wohl interessant ist, sich mit diesem Schubert auseinanderzusetzen.

Andrea Lucchesini’s Schubert interpretations will divide the spirits. The two sonatas D. 959 and D. 537 as well as the Allegretto D. 915 are played in a very thoughtful, manner, with a lot of strength and liveliness. In the fast movements there is a lot of passionate urge, strong contrasts and a large dynamic range. In the Sonata D. 959, which Schubert composed in 1828, the year of his death, much melancholy and chasms are overplayed, and even the Trio in the Andantino remains less disturbing than in other interpretations, which generally emphasize the lyrical elements more than Lucchesini, who gives the music a more radical character. Does the Italian perhaps emphasize in this music the revolt of a man who is expecting to die? But isn’t Schubert’s music actually the counterpart of Beethoven? Does Schubert tolerate such an urgent performance, such a strict music-making as Lucchesini’s? These questions show that it is anyway interesting to deal with this Schubert.

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