Moritz Eggert: Klavierlieder (bring me up, bring me down + Ohrwurm + Ballack, du geile Schnitte + singet leise (6 Lieder nach Brentano & Rilke); Irene Kurka, Sopran, Martin Tchiba & Moritz Eggert, Klavier; 1 CD Spektral SRL4-17157; Aufnahme 06/2012 + 06/2016; Veröffentlichung 07/2018 (59'41) – Rezension von Uwe Krusch

Der Komponist Moritz Eggert stellt auf dieser Aufnahme einige Stücke auch als Künstler am Piano vor. Neben sechs unter dem Titel ‘singet leise’ zusammengefassten Liedern mehr oder weniger klassischer Art werden im ersten Teil drei sarkastisch ironische Stücke präsentiert. Die beiden einleitenden Stücke können beide als unterschiedliche Ausprägungen des titelgebenden Wortes Ohrwurm gesehen werden. ‘bring me up, bring me down’ nimmt einen fremden Technobeat auf, der im Urlaub von Eggert bis zum Abwinken gespielt wurde, und veralbert oder veredelt ihn mit wortlosem Gesang. Der zweite Ohrwurm verarbeitet einen eigenen musikalischen Gedanken, den Eggert nur durch die Komposition bändigen und aus seinem Kopf verbannen konnte; eigene Textbausteine werden mit solchen anderer Autoren zusammengefügt. Das dritte Lied ‘Ballack, du geile Schnitte’ liefert Fremdbeiträge von der Homepage von Michael Ballack Ende 2006, in die der Titel als Refrain und Trennstreifen eingebettet ist. Irgendwie erinnert so manches ein wenig an ‘Hurz’ von Hape Kerkeling, nur dass hier die Musik wesentlich kunstvoller geschrieben ist und hochkarätig dargeboten wird.

Auch die beinahe klassischen Lieder auf Texte Brentano und Rilke sind eben nur beinahe ganz normal. Zum einen hat die Sängerin nebenbei auch Instrumente aus der großen Gruppe des Schlagwerks zu spielen. Außerdem werden die Texte nicht im klassischen Muster angeboten, sondern es werden Effekte eingestreut. Wie Eggert ausführt, haben ihn gerade die extremen Kontraste gereizt und davon gibt es einige. In einem Lied werden einzelne Silben durch Schreien betont, an anderen Stellen werden Schleifer eingebaut; einmal erklingt die Stimme auch gepresst, als ob man mit einem Bogen zu fest auf die Saite drückt, so dass es knarzt. Geradezu lyrisch innige Momente erklingen, im nächsten Moment drängt sich die zweite Singstimme, die des Pianisten, für einen marschartigen Augenblick dazu. Manches eröffnet charmante überzeugende oder humorvolle rhythmisch eingängige Klangbilder, manches wirkt aufgesetzt und plakativ.

Die Sopranistin Irene Kurka kann nicht nur die Zusatzinstrumente von Glöckchen bis Quietscheentchen prägnant, technisch gekonnt und metrumsicher spielen, sondern wird auch mit ihrer wechselfähigen Stimme den diversen Ausdrucksanforderungen mehr als gerecht. Ihr Gesang ist textverständlich und ansprechend timbriert. Die beiden Pianisten, Martin Tchiba und Moritz Eggert steuern ihren Part mit sicherer und fester Hand bei, so dass dieser Teil der Kompositionen nicht in den Hintergrund gedrängt wird.

A varied program with melodies by Moritz Eggert show the composer’s broad imagination. Some of the Lieder are quite special other more traditional, but still contain surprises, sometimes in a charming, sometimes in a cross artificial way. So, do not expect classical forms when listening to these performances.

Podcast: https://irenekurka.de/podcast.html

 

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