What To Do With All This Love, ein Film von Marita Stocker über die Paliashvili-Musikschule in Tbilisi mit Lisa Bathiashvili als Gast; 1 DVD Accentus ACC 20442; Aufnahme 2019; Veröffentlichung 21/08/2020 (79'50) – Rezension von Uwe Krusch

Diese DVD ist vermutlich nur ein Produkt für eine eingeschränkte Zielgruppe. Doch sie bietet tiefe und mit viel Wärme geschilderte Einblicke in das Leben einer privaten Musikschule in Tbilisi, der Hauptstadt Georgiens. Gerade der Ostblock war einstmals als Hüter seines kulturellen Erbes bekannt, da er so auch berühmte Künstler exportieren und die Überlegenheit des Systems zeigen konnte. Umso bedrückender ist es, diese völlig verarmte und zerfallende Musikschule zu sehen. Und man kann nur bewundern, mit welcher Hingabe und familiären Zuwendung die Lehrerschaft über die Mängel hinweg agiert. So müssen die Kinder nicht nur in einem herunter gekommenen Gebäude unterrichtet werden, sondern beispielsweise Klaviere mit kaputten Tasten überstehen. Ausgeglichen werden diese Nachteile durch die Lehrkräfte, die mehr Freunde und Ratgeber als Beibringende sind. Das wird auch dadurch deutlich, dass die älteren Damen Oma genannt werden. Es mag ein, wenn auch schwacher, Trost für diese Musikschule sein, dass auch im westlichen Europa das Geld lieber in Prestigeobjekte als in Schulen gesteckt wird, obwohl Kinder die Zukunft eines Staates sein können.

Die Schule gibt nur den Begabtesten Georgiens die Möglichkeit, hier unterzukommen und sich unterrichten zu lassen. Dazu gehörte auch Lisa Bathiashvili, die den Absprung geschafft hat und heute eine weltbekannte Solistin ist. Sie widmet sich einer jungen Geigerin und vermittelt dieser eine Stunde bei der bekannten Geigenlehrerin Ana Chumachenco. Vielleicht wird man von der jungen Dame irgendwann einmal hören, wenn auch sie den Absprung schafft.

Wobei genau dieser Absprung auch ein Problem für Georgien ist. Da auch die Gehälter der Lehrer selbst für dieses Land extrem niedrig sind, das alle, die es ermöglichen können, dem Land den Rücken kehren und damit intellektuell das Land ausbluten.

Natürlich wird auch Musik gemacht. Stücke im Ganzen sind in diesem Kontext nicht zu erwarten. Es gibt nur Happen zu hören. Vornehmlich handelt es sich um Szenen, die das liebevolle kindgerechte Unterrichten durch die erfahrenen und nimmermüden Dozenten zeigt, die trotz aller Widrigkeiten ihre Verpflichtung wahrnehmen und das Erbe der beinahe 100-jährigen Geschichte weiterführen; immer noch, unermüdlich. In einer Passage wird beim Besuch von Lisa Bathiashvili gezeigt, wie sie mit Lehrern zusammen ein mutmaßlich modernes georgisches Quartett probt und aufführt.

Ein Jahr lang hat Marita Stocker die Musikschule regelmäßig besucht und in dieser Zeit das gefährdete Erbe begleitet. Mit Bildern, die nah und persönlich an den Personen bleiben, hat sie ein Zeitdokument geschaffen, dessen Subjekt hoffentlich eine Zukunft hat.

This DVD is probably only a product for a limited target group, but it offers deep and warmly described insights into the life of a private music school in Tbilisi, the capital of Georgia. The Eastern countries were once known as guardians of their cultural heritage, as they were able to export famous artists and show the superiority of the system. It is all the more depressing to see this completely impoverished and disintegrating music school. And one can only admire the devotion with which the teaching staff acts over the shortcomings. For example, the children not only have to be taught in a run-down building, but also have to survive pianos with broken keys. These disadvantages are compensated for by the teachers, who are more friends and advisors than teachers. It may be some, albeit weak, consolation for this music school that even in Western Europe money is more likely to be put into prestige objects than schools.
The school only gives the most talented Georgians the opportunity to stay and be taught here. This included Lisa Bathiashvili, who made the leap and is now a world-renowned soloist. She dedicates herself to a young violinist and provides her some teaching by the famous violin teacher Ana Chumachenco. Maybe you will hear from the young lady one day, if she too manages the jump.
But exactly this jump is also a problem for Georgia. Because even for this country, the salaries of the teachers are extremely low, even for those who can make it possible, to turn their backs on the country and thus intellectually bleed the country dry.
Of course, there is also music made in this film. Pieces as a whole are not to be expected in this context. There are only bites to listen to. They are mainly scenes that show the loving, child-oriented teaching by the experienced and tireless teachers who, despite all adversities, fulfil their duty and carry on the legacy of almost 100 years of history; still, tirelessly. In one passage, Lisa Bathiashvili’s visit shows how she rehearses and performs a supposedly modern Georgian quartet together with teachers.
Marita Stocker visited the music school regularly for a year, during which time she accompanied the endangered heritage. With images that remain close and personal to the people, she has created a contemporary document whose subject hopefully has a future.

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