Sergei Prokofiev: Semyon Kotko; Viktor Lutsyuk (Semyon Kotko), Tatiana Pavlovskaya (Sofya), Lyubov Sokolova (Semyon’s mother), Varvara Solovygova (Frosya), Roman Burdenko (Tsaryov), Grigory Karasev (Ivasenko), Evgeny Nikitin (Remeniuk), Gennady Bezzubenkov (Tkachenko), Stanislav Leontyev (Mikola), Mariinsky Orchestra and Chorus, Valery Gergiev, Regie: Yuri Alexandrov; 1 Blu-ray Mariinsky MAR0592; Bild 16:9, Stereo & Surround, Aufnahme 05/2014, Veröffentlichung 09/2016 (210') - Rezension von Manuel Ribeiro

Die Oper spielt im Jahre 1918 in einem ukrainischen Dorf, in das Semyon Kotko nach vier Kriegsjahren zurückkehrt. Hier möchte er nun als freier Bauer auf dem Grundbesitz des enteigneten Gutsherrn leben und seine Geliebte Sofya heiraten. Doch Kotko, der von den großen revolutionären Ereignissen überzeugt ist, wird zum Soldaten der Revolution und versucht deutsche Truppen, die das Dorf angreifen, zu vertreiben…

Es ist also eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund von Krieg und Revolution. Die 1940 uraufgeführte Oper konnte wegen ihrer sowjetischen Schönmalerei und ihren nationalistischen Ideen dem Regime in Moskau nur gefallen. Musikalisch ist sie bester Prokofiev. Die orchestralen Klangfarben sind fabelhaft, dienen dem Text zum perfekten Ausdruck und intensivieren die dramatische Handlung. Es gibt in der Oper keine großen Arien, da Prokofiev bewusst keine typischen ‘Gassenhauer’ schreiben wollte. Und somit ist eigentlich das Orchester der Hautprotagonist.

Die hier zu sehende moderne Inszenierung mit modernen Kostümen versucht, die Propaganda-Aspekte zu minimieren und die menschlichen Schicksale zu betonen. Regisseur Yuri Alexandrov setzt auch auf Humor und scheint den sowjetischen Triumphalismus in den Hintergrund zu stellen. Die deutschen Soldaten sind eher komisch dargestellt und wirken gewollt absurd. Jedoch ist die Oper beileibe kein humorvoller Leckerbissen.

Auch Gergiev erweist sich als ein Kenner der Materie und sorgt sich effizient um Klangfarben und Detailgenauigkeit.

Viktor Lutsyuk ist mit seiner soliden Tenorstimme ein guter Interpret für die Rolle Kotkos, und die Sopranistin Tatiana Pavlovskaya ist eine bemerkenswerte Sofya. Im Allgemeinen haben die restlichen Solisten schauspielerisch wie musikalisch ein gutes Niveau.

Videoregie und Bildschnitt versuchen, die düstere Stimmung und die Spannung bestens aufzufangen, so dass man zusammenfassend von einer sehr guten Aufführung sprechen kann.

In a modern staging, Yuri Alexandrov gives more weight to the human side of the plot than to the political background. Gergiev conducting emphasizes the musical colors most efficiently, while the cast can be considered as expert both in terms of acting and singing.

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