Das Leipziger Gewandhaus und die Stiftung Zukunft Gewandhaus zu Leipzig Projekte gGmbH haben heute den neuen Klassiksender Gewandhaus Radio vorgestellt. Das Gewandhaus ist damit das erste Konzerthaus, das über ein eigenes Radioprogramm verfügt. Die Leitung des Senders hat Martin Hoffmeister, ein erfahrener Journalist und Radiomacher, der auch Board-Mitglied der International Classic Music Awards (ICMA) ist. Remy Franck berichtet von der Pressekonferenz in Leipzig.

‘Kompromisslos klassisch’ so lautet das Motto des neuen Senders, der sowohl im Internet als auch auf einer terrestrischen DAB Frequenz für Leipzig und Umgebung zu hören sein wird. Der Sender sendet 24/7 ausschließlich klassische Musik. Neben der Musik wird es auch redaktionelle Beiträge geben, die das Gewandhaus und seine Aktivitäten in den Fokus rücken und auch die aktuellen Themen aus der Musikwelt behandeln.

Wie Gewandhaus-Intendant Andreas Schulz sagte, ging es dem Gewandhaus nicht darum, andere Orchester und Konzerthäuser zu imitieren, es wollte keine digitale Konzerthalle, kein Tonträger-Label oder andere Initiativen anbieten, sondern etwas ganz Neues und Einzigartiges, sozusagen einen « medialen Solitär. »

Mit dem Radio erwartet Schulz eine « Erweiterung unserer Reichweite und vielleicht auch eine Erweiterung des Publikums ».

Martin Hoffmeister
(c) Gert Mothes

Die starke Marke Gewandhaus sei ein Garant für Qualität und globale Strahlung, betonte Chefredakteur Martin Hoffmeister, der kein Radioprogramm anbieten will, das dem Rezeptionsverhalten der Leute gerecht werde, die nicht mehr lange konzentriert zuhören können, sondern ein Programm, das « begleitend, aber auch fordernd sein wird. »

Das Programm wird weitgehend moderiert werden, « weil die Leute informiert werden wollen über das, was sie hören ». Im Gegensatz zu anderen Radios im Web oder auf Frequenzen werden keine Häppchen zu hören sein, sondern viele Gesamtwerke, ab 20 Uhr jeweils eine Konzertstrecke mit Gewandhauskonzerten.

Auch andere beliebte Prozeduren von Sendern, wie Ausblendungen und Überblendungen sollen vermieden werden. Das Gewandhausradio wird auch Wortsendungen wie Inside Gewandhaus enthalten, mit Hintergrundberichten und Interviews, Teatime-Talk sowie eine Sendung mit neuen CD-Alben, « ein Format, das überall abgeschafft wird », wie Hoffmeister sagte. Daneben wird es nicht zuletzt mit Hilfe der Naxos Music Library eine breite Musikauswahl mit bekannten und weniger bekannten Namen geben. An Sonn- und Feiertagen wird die geistliche Musik das Programm prägen, « und zwar nicht zu knapp », wie Martin Hoffmeister betonte.

Klassische Musik sei keineswegs tot, sondern lebendiger denn je, meinte Martin Hoffmeister, und sie sei ein wichtiges Korrektiv zu unserem Alltag.

Die Schaffung des Gewandhaus Radios gerade in diesem Jahr erfolge im richtigen Moment, weil die Radiowelt sich verändere und die öffentlich- rechtlichen Sender die Präsenz der klassischen Musik reduzieren. Diesem Trend wolle er etwas entgegenstellen und ein so konsistentes Programm realisieren, wie es das Gewandhaus Radio anbieten wird.

Am kommenden Montag, 12. Mai, werden wir in einem Interview mit Martin Hoffmeister näher auf den neuen Sender eingehen.

Die Websete des Radios erreicht man unter diesem Link.

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