Arthur Honegger / Jacques Ibert: L’Aiglon; Anne-Catherine Gillet (L’Aiglon), Marc Berrard (Flambeau), Étienne Dupuis (Metternich), Philippe Sly (Marmont), Pascal Charbonneau (Attaché militaire), Isaiah Bell (Gentz), Tyler Duncan (Prokesch), Jean-Michel Richter (Sedlinsky), Hélène Guilmette (Thérèse), Choeur de l’OSM, Orchestre Symphonique de Montréal, Kent Nagano; 2 CDs Decca 478 9502; Aufnahme 2015, Veröffentlichung 03/2016 (92’30) – Rezension von Manuel Ribeiro

‘L’aiglon’ entstammt der Zusammenarbeit von zwei Komponisten: Arthur Honegger und Jacques Ibert. Die Handlung nach Edmond de Rostand basiert auf historischen Figuren und wurde von Henri Cain mit viel Respekt für Rostands Handlungsstränge, seine Poesie und seine dramatische Ausdruckskraft in ein kohärentes Libretto eingebracht.

Musikalisch hatten Honegger und Ibert vor, ein populäres Werk zu schaffen, welches das breite Publikum auf Anhieb emotional berühren sollte. Stilistisch kommt die Musik eher der leichteren Kost nahe, mit Melodien, die mit der Operette und dem Variété verwandt sind.

Außergewöhnlich ist auch die Besetzung der Hauptrolle, Napoleons Sohn, genannt ‘L’Aiglon’, mit einer Sopranistin. Dass dieses Werk heute nur selten auf den Bühnen zu erleben ist, ist total unverständlich, wenn auch nachvollziehbar.

Die Uraufführung von ‘L’Aiglon’ fand 1937 in Monte-Carlo statt. Nach der Besetzung großer Teile Frankreichs durch die Deutschen wurde das Werk von den Nazis verboten. 1952 wurde es unter André Cluytens erstmals nach dem Krieg aufgeführt, und 1956 fand unter Pierre Dervaux und mit der Sopranistin Géorie Boué eine erste Aufnahme statt. Die zweite Einspielung ist die, die jetzt vorliegt.

Kent Naganos Dirigat ist spritzig und energisch, und stellt sehr gut die Kontraste zwischen den sensibleren Teilen und dem aufgewühlten vierten Akt mit der Schlacht bei Wagram her.

Die Stärke dieser Aufnahme liegt nicht nur in dem meisterhaften und ausgewogenen Spiel des Orchesters und den exzellenten Chorleistungen, sondern auch im Casting. Samt und sonders liefern sämtliche französisch sprechenden Solisten exzellente Leistungen, und der Hörer freut sich über eine klare und saubere Aussprache.

Außer Gillet und Berrard, aus Belgien, respektive aus Frankreich, stammen die restlichen Solisten alle aus Québec. In der Hosenrolle des Aiglon tritt die belgische Sopranistin Anne-Catherine Gillet auf. Sie ist brillant in der Rolle des 20 Jahre jungen Mannes. Hochkarätig sind auch der Bariton Marc Berrard sowie die Tenöre. Der zweite Bariton, Étienne Dupuis, überzeugt als wütender Prinz Metternich.

Eigentlich gibt es nichts zur dieser Aufnahme auszusetzen und sie ist ein Muss für jeden Liebhaber französischer Oper.

This is only the second recording of L’Aiglon, an opera composed by Arthur Honegger and Jacques Ibert on a libretto by Henri Cain based on Edmond Rostand’s 1900 play, L’Aiglon, about the life of Napoleon II, who was the son of Emperor Napoleon I and his second wife, Empress Marie Louise. Kent Nagano delivers a gripping opera performance with an excellent orchestra, a brilliant choir and outstanding singers.

 

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