Ludger Böckenhoff, der Chef von Audite
Photo: Martin Hoffmeister

Mit Musik und ambitiösen Projektvorstellungen feierte das Klassik-Label Audite am gestrigen Sonntag in Berlin seinen 40. Geburtstag. Zahlreiche Musiker, Geschäftspartner und Medienvertreter waren der Einladung ins Bertelsmann-Haus an der Nobelmeile ‘Unter den Linden’ gefolgt. Eingeleitet wurde die Veranstaltung mit dem Allegro molto Vivace aus Mendelssohns Streichquartett op. 44/1, gespielt vom Mandelring Quartett.

Das  Mandelring Quartett zusammen mit dem ICMA-Juryvorsitzenden Remy Franck Photo: Martin  Hoffmeister

Das Mandelring Quartett zusammen mit dem ICMA-Juryvorsitzenden Remy Franck
Photo: Martin Hoffmeister

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das 1983 gegründete Quartett hat in Zusammenarbeit mit Audite referenzwürdige Projekte realisiert, u.a. sämtliche Streichquartette von Dmitri Shostakovich,  Streichquartette von Franz Schubert und, gegenwärtig noch im Entstehen, die gesamte Musik für Streichinstrumente von Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Remy Franck überbrachte die Glückwünsche der International Classical Music Awards Photo: Martin Hoffmeister

Remy Franck überbrachte die Glückwünsche der International Classical Music Awards
Photo: Martin Hoffmeister

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Danach stellte Pizzicato-Chefredakteur Remy Franck in seiner Eigenschaft als Juryvorsitzender der ICMA (International Classical Music Awards) das Label Audite vor, das dieses Jahr ‘Label of the Year’ der ICMA ist. Audite wurde 1973 durch Friedrich Mauermann gegründet, der bei der Geburtstagsfeier in Berlin anwesend war. Friedrich Mauermann arbeitete anfangs eng mit dem Bayrischen Rundfunk und Rafael Kubelik zusammen, und das war zunächst einmal ein Erfolgsrezept. Die Gründung des Labels erfolgte immerhin zu einem Zeitpunkt, als der Markt von den Majors dominiert wurde. Als junges ‘Independent Label’ konnte sich Audite aber schnell etablieren, und im Jahre 2000, als Ludger Böckenhoff die Firma übernahm, war es eine feste Größe im Klassikbereich.

Nichtsdestotrotz ging diese Übernahme mit tiefgreifenden Umwälzungen auf dem Markt einher. Die Rolle der Majors ging zurück und gleichzeitig kamen eine Vielzahl neuer Labels auf den Markt. Die Zahl der Veröffentlichungen nahm dramatisch zu und gleichzeitig gingen die Auflagen zurück. In diesem schwierigen Umfeld konnte sich Ludger Böckenhoff mit Audite weiterhin gut behaupten. Er hatte bereits 1991 ein eigenes Label gegründet, Fermate, das nachher mit Audite fusionierte und er hatte als Tonmeister und Aufnahmeleiter für Majors [DGG, Sony…] wie auch für Independents [z.B. Hyperion, ein Label mit dem bis heute noch eng zusammengearbeitet wird] eine große Erfahrung sowie viele Kontakte gesammelt. So zog Audite mit Neuproduktionen und mit der Veröffentlichung von historischen Aufnahmen die Aufmerksamkeit auf sich. Die Qualität dieser Veröffentlichungen, die musikalische wie auch die klangliche Qualität, hat natürlich dafür gesorgt, dass die Audite-Releases in den Medien der ICMA Mitglieder viele hervorragende Kritiken bekamen. Das Jury Statement lautet denn auch: « Audite has been presenting new and historic recordings in a homogeneous coexistence for 40 years by now. Even in these difficult times the label doesn’t forsake this policy and continues to issue long forgotten recordings which prove highest quality in every sense, as well as they give chance to talented performers in a broad range of repertoire. »

« Wir sind sehr froh, dass wir Audite die Auszeichnung ‘Label of the Year’ geben konnten », sagte Remy Franck, und erinnerte an das ICMA-Galakonzert in Mailand, bei dem sich Audite durch die Klarinettistin Laura Ruiz Ferreres vertreten ließ, « die mit dem Copland-Konzert einen wahren Triumph feierte und ja auch mit der Gesamteinspielung der Kammermusik mit Klarinette bei Audite weltweit enthusiastische Kritiken bekommen hat. » Im Namen der ICMA-Jury beglückwünschte er die Verantwortlichen von Audite und wünschte dem Label eine großartige Zukunft.

Unter den Projekten, die Audite in seinem Jubiläumsjahr präsentiert, ist die ‘Lucerne Festival Edition’ besonders interessant. Wie Festspielchef Michael Haefliger mitteilte, wird diese ‘Edition Lucerne Festival – Historical Performances’ im September lanciert. Die erste CD beinhaltet Aufnahmen mit Clara Haskil (Mozart-Klavierkonzert KV 466) und Robert Casadesus (Beethoven-Klavierkonzert Nr. 5) mit den Dirigenten Otto Klemperer und Dimitri Mitropoulus. Danach folgt eine CD, auf der Isaac Stern die Violinkonzerte von Tchaikovsky (Lorin Maazel) und Bartok (Nr. 2, Ernest Ansermet) spielt.

Die Redner der Geburtstagsfeier (v.l.n.r.): ICMA-Jurypräsident Remy Franck, Stefan Lang vom Deutschlandradio, Siegwald Bütow, Orchestermanager des WDR-Sinfonieorchesters, Michael Haefliger, Chef vom Lucerne Festival, sowie Prof. Wolfgang Rathert von der Universität München Photo: Martin Hoffmeister

Die Redner der Geburtstagsfeier (v.l.n.r.): ICMA-Jurypräsident Remy Franck, Stefan Lang vom Deutschlandradio, Siegwald Bütow, Orchestermanager des WDR-Sinfonieorchesters, Michael Haefliger, Chef vom Lucerne Festival, sowie Prof. Wolfgang Rathert von der Universität München
Photo: Martin Hoffmeister

Ein weiteres spannendes Vorhaben ist die Gesamtaufnahme der Symphonischen Werke Robert Schumanns mit dem WDR Sinfonieorchester unter Heinz Holliger. Für Robert Schumann hegt Holliger ja eine große Leidenschaft, er dirigiert seine Werke seit vielen Jahren, und er gibt  zu, dass Schumann quasi in jeder seiner Kompositionen präsent ist. Er sagte auch, er komme bei Schumann in seinen analytischen Betrachtungen nie an ein Ende: « Es gibt immer neue Türen, die sich öffnen. Nach der geöffneten Tür kommt eine weitere und dann noch eine und noch eine. » Daher darf man mit Spannung auf das Audite-Projekt warten, das von Siegwald Bütow, dem Orchestermanager des WDR Sinfonieorchesters, vorgestellt wurde. Wie Bütow sagte, benötigte er recht viel Überzeugungskraft, um Holliger zu diesen Aufnahmen zu bewegen, nun aber sei dieser so begeistert von seiner Zusammenarbeit mit dem WDR-Orchester, dass möglicherweise nach den symphonischen Werken auch noch Vokalwerke folgen werden.

Prof. Dr. Wolfgang Rathert von der Universität München gab einen Einblick in die Celibidache-Edition von Audite, die sowohl durch ein ungewöhnliches Repertoire (u.a. mit zeitgenössischer Musik, verfemten Komponisten und amerikanischer Musik) als auch durch Celibidaches ‘feuriges’ Dirigieren auffalle. Eine 12-CD-Box wird im Herbst erscheinen.

Stefan Lang from Deutschlandradio Kultur wies auf die langjährige und vielfältige Zusammenarbeit seines Senders mit Audite hin und sprach auch das jüngste Projekt an, das die RIAS-Aufnahmen des legendären Amadeus-Quartetts beinhaltet. In insgesamt sechs Bänden wird Audite einen über 20 Jahren hin weg entstandenen, repräsentativen Repertoirequerschnitt des Ensembles veröffentlichen. Am Beginn der neuen Reihe steht der (fast) komplette Beethoven-Zyklus, der in den Jahren von 1950 bis 1967 entstand und nun erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

Das Klavierduo Bard zusammen mit ICMA-Jurymitglied Martin Hoffmeister Photo: Remy Franck

Das Klavierduo Bard zusammen mit ICMA-Jurymitglied Martin Hoffmeister
Photo: Remy Franck

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auszüge aus Maurice Ravels ‘Rapsodie espagnole’, gespielt vom Klavierduo Mona & Rica Bard, beschlossen den offiziellen Teile dieser Geburtstagsfeier. Das Klavierduo Bard hat bei Audite seine Debüt-CD veröffentlicht, ‘Pas de deux’.

Das Herz von Audite: Agnes und Ludger Böckenhoff Photo: Martin Hoffmeister

Das Herz von Audite: Agnes und Ludger Böckenhoff
Photo: Martin Hoffmeister

  • Pizzicato

  • Archives