
Die letzten Werke von Lili Boulanger wie An einem Frühlingsmorgen und An einem traurigen Abend entstanden kurz vor ihrem Tod, als sie schon von Krankheit gezeichnet war. Sie zeigen eine intime und reife kompositorische Stimme. Weiterhin Farben und Harmonien auslotend kann sie beim Frühlingsmorgen mit frischem und fröhlichem Charme überzeugen, der auch impressionistische Akzente von Debussy. Als Gegensatz dazu bildet der Tod im traurigen Abend die treibende Kraft aus Schmerzen von enormer sinnlicher Vielfalt.
Ihr reichhaltiger kompositorischer Nachlass, den drohenden Tod stets vor Augen, ist umfangreich im Hinblick auf religiöse Gesänge. Es finden sich zahlreiche Psalmen, Lieder und sogar Messgesänge, die in ihrer impressionistischen Tonsprache wegweisend waren.
In La Vieille prière bouddhique, dem alten buddhistischen Gebet, verwendet sie eine große Besetzung mit Orchester und Chor sowie einem Tenorsolo. Der Tenor beschwört mit dem wiederkehrenden fis die Bedeutung des Tritonus. Das Flötensolo bietet mit gewundenen Arabeskenformen das exotische fernöstliche Element.
Im 29. Psalm erreicht Lili Boulanger eine harmonische und orchestrale Härte, um die Auflehnung gegen die Ungerechtigkeit und das endgültige Vertrauen auf den Herrn zum Ausdruck zu bringen. Mystische Glut und musikalischer Atem machen die Psalmen von Lili Boulanger zu Meisterwerken des Genres.
Die koreanische Komponistin Unsuk Chin hat mit Subito con forza eine Hommage an Beethoven geschrieben, bei der sie Schnipsel des ursprünglichen Notentextes als Unterlage für eigene explosive Reaktionen nutzt. In nur fünf Minuten entfaltet sie den Vorhang für eine ansprechende Wimmelmusik. Besonders reizvoll entfaltet sie Kontraste, die eruptiven Ausbrüchen bis hin zu Gelassenheit reichen, die sie aus der Lektüre von Beethovens Konversationsbüchern gezogen hat.
Fäden der Ewigkeit wollen die Interpreten mit den Werken der Komponistinnen Boulanger und Chin spinnen. Die Interpreten aus dem Umfeld der Rutgers University, New Jersey, USA, nutzen die Partituren, um sie mit Energie und Hingabe zu spielen. Die Aufnahmetechnik hat den Klang mit großem Volumen eingefangen, so dass die Intensität unnötig aufgebläht wird. Ansonsten aber bieten die Instrumentalisten und Sänger packende Interpretationen, die die Eigenheiten der Werke klar hervorheben.
Lili Boulanger’s last works, such as On a Spring Morning and On a Sad Evening, were composed shortly before her death, when she was already marked by illness. They show an intimate and mature compositional voice. Continuing to explore colors and harmonies, she is able to convince with fresh and cheerful charm in Spring Morning, which also contains impressionistic accents from Debussy. In contrast, Death in Sad Evening is the driving force of pain of enormous sensual variety.
Her rich compositional legacy, with the threat of death always before her eyes, is extensive in terms of religious songs. There are numerous psalms, songs and even mass chants that were groundbreaking in their impressionistic tonal language.
In La Vieille prière bouddhique, The Old Buddhist Prayer, she uses a large orchestra and choir as well as a tenor solo. The tenor evokes the significance of the tritone with the recurring F sharp. The flute solo offers the exotic Far Eastern element with winding arabesque forms.
In the 29th Psalm, Lili Boulanger achieves a harmonic and orchestral harshness to express the rebellion against injustice and the ultimate trust in the Lord. Mystical fervor and musical breath make Lili Boulanger’s psalms masterpieces of the genre.
With “Subito con forza”, Korean composer Unsuk Chin has written an homage to Beethoven in which she uses snippets of the original musical text as a basis for her own explosive reactions. In just five minutes, she unfurls the curtain on an appealing piece of hidden music. She unfolds contrasts that range from eruptive outbursts to serenity, which she has drawn from reading Beethoven’s conversation books, in a particularly appealing way.
The performers want to spin threads of eternity with the works of the composers Boulanger and Chin. The performers from Rutgers University, New Jersey, USA, use the scores to play them with energy and dedication. The recording technique has captured the sound with great volume and width, so that the intensity is unnecessarily inflated. Otherwise, however, the instrumentalists and singers offer gripping interpretations that clearly emphasize the peculiarities of the works.