Johannes Brahms: Klavierkonzerte Nr.1 & 2; Michael Korstick, Klavier, Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Constantin Trinks; # Hänssler Classic HC23082; Aufnahme 09.2023, Veröffentlichung 25.03.2024 (101') – Rezension von Remy Franck

Das Coverbild dieses Albums zeigt sowohl den Pianisten Michael Korstick als auch den Dirigenten Konstantin Trinks. Das deutet darauf hin, dass sich die beiden gemeinsam bemühen, diesen zwei symphonischen Konzerten von Johannes Brahms den richtigen Charakter zu geben. Gleich im ersten Satz des ersten Konzerts spürt man diese kongeniale Zusammenarbeit, wenn Trinks mit dem Orchester trillernd auf die Triller des Pianisten antwortet.

In Korsticks Spiel äußert sich neben einer stupenden Klarheit des Vortrags auch jenes Suchen, mit dem Brahms bei diesem Werk vorging. Die dynamischen Nuancen, mit denen Korstick spielt, sind wirklich bewegend, weil er neben der herausragend guten Technik mit Gefühl dabei ist, mit einer Klangsensibilität, die über das reine Engagement hinausgeht.

Trinks dirigiert emphatisch, breit und wuchtig, (aber nie bombastisch), und immer mit Kraft, so dass die Musik nie schwerfällig wirkt. Den Forte-Stellen mit ihrer breiträumigen Architektur stellt er in den langsamen Teilen charmant Ziseliertes gegenüber. Mit viel Feinsinnigkeit kann der Dirigent den expressiven Reichtum der Partitur vollauf zum Erblühen bringt: selten haben Brahms’ Harmonien so schön geklungen!

Besonders schön ist der zweite Satz, wo auch ein richtiges Zusammenspielen zwischen Solisten und Orchester zustande kommt, wo es Trinks immer wieder gelingt, eine Atmosphäre zu schaffen, die Korstick aufgreift, um am Klavier weiter zu meditieren. Packend drängend wird das Finale gestaltet, das aufgefrischt in herrlichen Farben leuchtet und nach dem sehr beschaulich interpretierten und doch kontrastreich ausgeleuchteten Mittelteil in fast nie nervösem, sondern eher verspielten Drängen den Schlussakkorden entgegeneilt.

Und immer wieder ist man dann auch von Korsticks so überaus klarem Klavierspiel überrascht. Das ist hochaufgelöst gestochen scharf und dennoch immer warm und voll. Es findet ein Pendant in dem ebenso transparenten Orchesterspiel. Ich muss zugeben, diese Interpretation ist nicht nur generell eine der besten, die ich kenne, es ist vor allem eine, die sich erheblich von allen anderen unterscheidet und das, ohne dass irgendetwas recherchiert klingen würde. Im Gegenteil, alles klingt total richtig!

Das Gespann Korstick-Trinks bringt im ersten Satz des zweiten Konzerts genau die richtige Dosierung zwischen rhythmischem Feuer und Bedeutungsschwere, um dem siebzehn Minuten langen Stück jene Aussagekraft zu geben, die es verlangt. Korstick spielt prägnant und mitunter sogar erregt. Im Großen Ganzen wird der Satz so längst nicht so lyrisch wie bei Karajan und Richter-Haaser. Korstick erkämpft sich auch diesen Satz mit seinen fast kammermusikalischen Passagen, die er mit hoch virtuosen und dramatischen Steigerungen kontrastiert.

Nach dem aufregenden 1. Satz folgt ein nicht weniger von packender Gestaltungskraft durchdrungenes Allegro appassionato.

Die unforcierte, aber dennoch so ungemein kraftvolle und leidenschaftliche Sprache des Andantes lässt einen den Atem mehr als einmal anhalten.  Und das fast kammermusikalisch aufgefasste Allegretto grazioso beschließt das Werk mit größtmöglichem Charme und einer ungewohnten Jubel- und Leuchtkraft sowie der schon mehrfach erwähnten Korstick-Klarheit

Das Deutsches Symphonie-Orchester Berlin und der Dirigent spielen den Orchesterpart mit großartigem Können. Das Orchesterspiel ist von viel innerer Spannung geprägt!

Und so stimmt eigentlich alles an dieser Interpretation. Aber die Einspielung überzeugt nicht nur durch ihre Richtigkeit, sie hat auch jene Glut, die sie zum mitreißenden Musikerlebnis macht.

Eine gute Tontechnik sowie eine detaillierte, informative Einführung von Korstick selber sind weitere Vorzüge dieser empfehlenswerten Produktion.

The cover of this album shows both the pianist Michael Korstick and the conductor Konstantin Trinks. This suggests that the two of them are committed to giving these two symphonic concertos by Johannes Brahms the right character. This congenial collaboration is immediately apparent in the first movement of the First Concerto, when Trinks and the orchestra trill in response to the pianist’s trills, and the playing expresses not only the stunning clarity of the performance, but also the search with which Brahms approached this work. The dynamic nuances with which Korstick plays are truly moving, because in addition to his superb technique, Korstick is there with feeling, with a sensitivity to sound that goes beyond pure commitment.

Trinks conducts emphatically, broadly and powerfully (but never bombastically), and always with such force that the music never seems ponderous. He contrasts the forte passages with their sweeping architecture with charmingly chiseled passages in the slower sections. With great subtlety, the conductor brings out the full expressive richness of the score: Rarely have Brahms’ harmonies sounded so beautiful!

The second movement is particularly beautiful, with a real interplay between soloists and orchestra, where Trinks repeatedly succeeds in creating an atmosphere that Korstick takes up to continue meditating at the piano. The finale is grippingly urgent, shining in wonderful colors, and after the very contemplatively interpreted and yet contrastingly illuminated middle section, rushes toward the final chords with an almost never nervous, but rather playful urgency.

And again and again one is surprised by Korstick’s extremely clear piano playing. It is razor-sharp in high resolution and yet always warm and full. It finds its counterpart in the equally transparent orchestral playing. I have to admit that this interpretation is not only one of the best I have ever heard, it is also one of the most different from all the others, without sounding studied. On the contrary, everything sounds absolutely right!

In the first movement of the Second Concerto, the Korstick-Trinks duo strikes just the right balance between rhythmic fire and weight of meaning to give the seventeen-minute piece the expressiveness it demands. Korstick’s playing is concise and at times even excited. Overall, the movement is nowhere near as lyrical as in Karajan and Richter-Haaser. Korstick also struggles through this movement with its almost chamber-music-like passages, which he contrasts with highly virtuosic and dramatic climaxes.

The exciting first movement is followed by an Allegro appassionato that is no less gripping in its creative power.

The unforced, yet incredibly powerful and passionate language of the Andante will have you holding your breath more than once.  And the almost chamber-music-like Allegretto grazioso closes the work with the greatest possible charm and an unusual jubilation and luminosity, as well as the already mentioned Korstick clarity.

The Deutsches Symphonie-Orchester Berlin and the conductor play the orchestral part with great skill. The orchestral playing is characterized by great inner tension!

Everything about this interpretation is just right. But the recording is not only convincing because of its accuracy, it also has that sparkle that makes it a thrilling musical experience.

Good sound engineering and a detailed, informative introduction by Korstick himself are further advantages of this highly recommended production.

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