Nachdem ich mir diese Interpretation der Vierten Symphonie mit dem auf historischem Instrumentarium spielenden Anima Eterna Brugge angehört hatte, fragte ich mich, wie das wohl geklungen hätte, wenn Heras-Casado vor einem Orchester mit modernen Instrumenten gestanden hätte. Gewiss, es gibt in dieser Aufnahme besondere Farben und Klangtexturen, die von den Instrumenten bestimmt werden, doch letztlich kommt das alles in der für meinen Geschmack zu halligen und zu wenig konturierten Aufnahme nicht voll zur Geltung. Interessanter scheint mir Heras-Casados Dirigat an sich zu sein.
Das Orchester spielt diese vierte Symphonie spannungsvoll, nervig, ohne Pathos, ohne jegliche Feierlichkeit. So gewinnt Bruckners Romantische an Unmittelbarkeit, an Weltlichkeit.
Besonders gut gefallen im Ersten Satz die Kontraste zwischen heiteren und seelenvoll ausgespielten Passagen, zwischen mysteriös spannendem Aufbau und prachtvollen Tutti-Entladungen. Das Andante klingt bei Heras-Casado nicht ganz so düster wie bei anderen Dirigenten, weil er die meditativen Passagen einem anmutigen Allegretto gegenüber stellt. Die aufgefrischte Scherzo und das Finale klingen musikalisch nicht weniger gut, auch wenn das nicht sehr präzise Klangbild den Höreindruck insgesamt belastet.
After listening to this interpretation of the Fourth Symphony with the Anima Eterna Brugge playing on period instruments, I wondered what it would have sounded like if Heras-Casado had been conducting an orchestra with modern instruments. Certainly there are special colors and textures in this recording that are determined by the instruments, but ultimately none of this comes to full fruition in a recording that is too reverberant and not contoured enough for my taste. Heras-Casado’s conducting itself seems more interesting to me.
The orchestra plays this Fourth Symphony with tension, nervously, without pathos, without any solemnity. In this way, Bruckner’s romanticism gains immediacy and worldliness.
In the first movement, the contrasts between serene and soulful passages, between mysteriously exciting build-ups and magnificent tutti outbursts, are particularly pleasing. Heras-Casado’s Andante is not quite as somber as some conductors’, as he contrasts the meditative passages with a graceful Allegretto. The refreshed Scherzo and the Finale sound no less musically good, even if the not very precise sound image detracts from the overall impression.