Konstantia Gourzi: Music for piano and string quartet; Streichquartette Nr. 1 & 2, Eine kleine Geschichte für Klavier solo, P-Ilion, Aiolos Wind, Noch fürcht ich, Sreichquartett plus Klavier, Vibrato 1 & 2, Klavierstücke I-V op. 24; Lorenda Ramou, Klavier, Ensemble Coriolis; 1 CD ECM New Series 2309; 7/12 (ca. 52') - Rezension von Remy Franck

« Ich habe das erste Mal komponiert oder improvisiert als ich 3 oder 4 Jahre alt war …. mit den Deckeln der Kochtöpfe. Ich erinnere mich ganz genau, dass sie verschiedene Größen hatten, und ich versuchte, verschiedene Klänge zu bekommen. Mit sieben habe ich angefangen, Klavier zu spielen und schrieb dann gleich kleine Lieder für meine Mutter. Ich habe sie ihr nie gezeigt, aber sie waren für meine Mutter. In meiner Studienzeit fühlte ich mich als Griechin in Deutschland ein bisschen eingeengt und ließ das Komponieren erst einmal sein. In den Neunzigerjahren habe ich erneut den Mut gefasst, zu schreiben », verriet uns einmal die Griechin Konstantia Gourzi. Und fügte hinzu: « Es passiert immer häufiger, dass ich ganz plötzlich etwas schreiben muss. Das ist der Moment: es war nicht vorgesehen, aber ich muss es schreiben, und nachher bin ich sehr kritisch, ob die letzte Lösung richtig ist. Mein Ziel ist es a) nicht die Musiker mit vielen Noten zu bombardieren, b) mit sehr wenig Mitteln viel sagen zu können, mit dem Ergebnis, dass die Leute sagen, dass meine Musik immer sehr poetisch ist. Und das ist letztendlich auch mein Ziel. Heute geht zu oft die Poesie im Leben verloren… »

Diese Poesie findet sich ganz gewiss in den Werken, die auf ihrer neuen CD bei ECM zu hören sind. Sehr poetisch ist gleich die ‘Kleine Geschichte’, eine Naturerzählung aus Südfrankreich, für Klavier.

Es folgte das Streichquartett Nr. 2, ‘P-Ilion, neun Fragmente einer Ewigkeit’, ein Notturno, unüberhörbar ein griechisches, sehr charakteristisch und in der Vielfalt seiner Stimmungen und Impressionen eine faszinierende Tondichtung. Auch das erste, weitaus meditativere Streichquartett, ‘Israel’ verleugnet mit seinen Titel nicht.
Sehr reflektiv ist auch Gourzis Opus 8, ‘noch fürcht ich’, ein von einem Ingeborg-Bachmann-Gedicht inspirierten Klavierwerk, das sich sehr von ‘Aiolos Wind’ unterscheidet, einem Klavierstück, das mit seinen sechs nicht genannten Hommage-Porträts sechs sehr verschiedene Charaktere musikalisch umsetzt. ‘Klavierstücke I–V’ besteht aus in den Satz-Titeln präzisierten Miniaturen. Es sind Mini-Tongedichte aus Gourzis reicher Erlebniswelt.

Die vielleicht experimentellsten Werke der CD sind ‘Vibrato 1’ und ‘Vibrato 2’ für Klavier und Streichquartett, ohne, dass die Musiksprache den Hörer überfordern würde. Denn das ist eine Konstante hier: Gourzis Musik ist immer sehr charakteristisch, rhetorisch, facettenreich und am Ende daher eingänglich und einprägsam. Gourzi will ansprechen, und sie erreicht es ohne Kompromisse, auf hohem Niveau.

Ob von abstrakten oder realitätsgebundenen Ideen inspiriert, Gourzis Kompositionen bleiben immer mit Hilfe ästhetischer Kategorien beschreibbar und in ihrer Klangphantasie auch ‘menschlich’.

Konstantia Gourzi has a lot to speak about and she does it in a comprehensible way, with a lot of fantasy, vividly communicating her thoughts and her poetic feelings.

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