Antonin Dvorak: Bagatellen op. 47 für 2 Violinen, Cello & Harmonium, Terzett op. 74 für 2 Violinen & Viola, Streichquintett op. 77; Scharoun Ensemble Berlin; 1 CD Tudor 7187; 06/2013 (69'54) – Rezension von Remy Franck

Das Berliner Scharoun Ensemble, benannt nach dem Architekten der Berliner Philharmonie und zusammengesetzt aus Musikern der Berliner Philharmoniker sowie der Berliner Staatskapelle, begeistert mit einem ganzen Dvorak-Programm.

Die CD beginnt mit den Bagatellen op. 47, eine Suite mit fünf kurzen Sätzen, in denen das Harmonium neben den Streichern für einen kräftigen Untergrund sorgt. Das Scharoun Ensemble betont nicht das Tänzerische oder Musikantische, sondern geht sehr ernsthaft an die fünf Miniaturen heran, deren attraktiven Streichersatz es tief auslotet und entsprechend expressiv werden lässt. So wird diese Kammermusik von ihrer anspruchsvollsten Seite gezeigt und in der Interpretation der Scharouns regelrecht veredelt.

Auch im Terzett op. 74 kommen die Geiger Wolfram Brandl und Rachel Schmidt sowie der Bratscher Micha Afkham ohne Umweg zum Wesentlichen, zur Musik, in Aufnahmen, die durch ihre Reinheit und den leichten Touch von Nostalgie faszinieren.

Das längste Werk der CD ist Dvoraks G-Dur Streichquintett op. 77, in dem der Komponist das reguläre Streichquartett durch einen Kontrabass erweiterte und sich damit die Möglichkeit gab, das Cello vielfältiger einzusetzen.

Das Scharoun Ensemble nutzt das für einen dichten und dennoch transparenten Klang, der wie aus einem einzigen Impuls zu kommen scheint und die Musik sehr spannend werden lässt. Die markante und einfallsreiche Gestaltung des rhythmisch so aparten Scherzos und das einfühlsame Erkunden des Poco andante mit subtilen Veränderungen von Licht und Schatten zeigen das Niveau des Ensembles, das das Quintett mit einem spontan und frisch sowie rhythmisch raffiniert gestalteten Finale beendet.

Indem die Scharouns die anspruchsvolle Virtuosität der musikantischen Hemdsärmeligkeit vorziehen und feine Details hörbar machen, die in anderen Interpretationen untergehen, erklären sie vielleicht, warum Dvoraks Verleger für dieses schon 1875 entstandene Quintett die Opuszahl änderte und es als Opus 77 veröffentlichte, damit einen reiferen Musiker vortäuschend. Und genau diese Reife wird in dieser kompromisslos niveauvollen Aufnahme hörbar.

Far from any more casual interpretation, the Scharoun Ensemble’s approach of Dvorak’s music is very refined and lively as well. Dvorak in its purest form!

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