Rebecca Clarke: Violinsonaten D-Dur & G-Dur, + Violasonate; Judith Ingolfsson, Violine, Vladimir Stoupel, Klavier; # Oehms OC 1731; Aufnahme 07.2023; Veröffentlichung 19.01.2024 (61'40) – Rezension von Uwe Krusch

Die von Rebecca Clarke in ihren frühen 20er Lebensjahren geschriebenen Violinsonaten zeigen bereits eine persönliche Stimme, die sich kraftvoll zu Gehör meldet. Im vergangenen Jahr erst erfolgte die vollständige Veröffentlichung der Werke. Mit von der Jugend geprägter Intensität vermitteln sich die Stücke mit klarem Aufbau und frischer melodischer Prägung.

Die gleichen Attribute mag man der Sonate für Viola und Klavier zugestehen. Hier zeigt die Komponistin, selber professionelle Bratscherin, alle Möglichkeiten des Instruments auf, sowohl in klanglicher wie auch in spieltechnischer Hinsicht. Charakteristisch für den Stil von Clarke sind hier neben dem pentatonischen Eröffnungsmotiv die dichten Harmonien, ein reicher emotionaler Ausdruck und rhythmische Komplexität. Dieses Werk erhielt einen zweiten Preis in einem Wettbewerb mit anonym eingereichten Beiträgen und sorgte für Erstaunen, als nachträglich bekannt wurde, dass es von einer Frau stammte.

Den Werken ist gemeinsam, dass sie auf klassisch geprägter Basis fußen, darüber hinaus jedoch auch von englischer Volksmusik geprägte Elemente aufnehmen und gezielte in die Zukunft blicken und impressionistische Einflüsse anspielen.

Das Duo Ingolfsson und Stoupel lässt sich regelmäßig mit ausgefallenen Programmen hören und bietet immer sorgfältig erarbeitete Interpretationen an, die doch auch durch einen frisch wirkenden Zugriff überzeugen. Hier machen sie deutlich, dass ihre Sicht auf diese Musik eine direkte und konturreiche ist und nicht von einer leutseligen, unbestimmten Herangehensweise geprägt ist. Sie scheuen weder davor zurück, wie in der G-Dur Sonate die modernen Tendenzen der Werke mit aller Dichte zu präsentieren, noch widerstrebt es ihnen, Passagen, die noch nah an Brahms orientiert sind, mit gestalterischer Hand zu formen.

The violin sonatas written by Rebecca Clarke in her early 20s already reveal a personal voice that makes itself powerfully heard. The complete works were only published last year. With the intensity of her youth, the works convey a clear structure and fresh melodic character. 

The Sonata for viola and piano can be considered to have the same attributes. Here the composer, herself a professional violist, demonstrates all the possibilities of the instrument, both in terms of sound and playing technique. In addition to the pentatonic opening motif, the dense harmonies, rich emotional expression and rhythmic complexity are characteristic of Clarke’s style. This work won second prize in a competition with anonymous entries and caused astonishment when it was subsequently revealed that it was written by a woman.

What the works have in common is that they are based on classical music, but also incorporate elements influenced by English folk music and look purposefully to the future and allude to impressionistic influences.

The duo Ingolfsson and Stoupel can regularly be heard with unusual programs. And they always offer carefully crafted interpretations that also impress with their fresh approach. Here they make it clear that their view of this music is direct and rich in contours and not characterized by an affable, indeterminate approach. They neither shy away from presenting the modern tendencies of the works with all their density, as in the Sonata in G major, nor do they resist shaping passages that are still close to Brahms with an imaginative creative hand.

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