Johny Fritz

Eine Ausstellung mit Veröffentlichung eines Ausstellungsbuches über den Luxemburger Komponisten Johny Fritz hat für Aufregung in der Luxemburger Komponistenszene geführt.

Der Komponist, dem die Ausstellung gewidmet war, hat in einem Dokument von 36 Seiten die wichtigsten Fehler im Buch von Marlène Duhr hervorgehoben und macht klar, dass er nach anfänglichen Interviews für dieses Buch nicht konsultiert wurde. Er habe keine Zeile vor dem Druck zu lesen bekommen, was als ein unverständliches Vorgehen der Nationalbibliothek gewertet werden kann.

In der Biographie des Komponisten treten zuhauf sachliche Fehler auf, und das wird von Johny Fritz mit Richtigstellungen belegt. Fehler gebe es ebenfalls in der Bezeichnung von alten Instrumenten, und bezüglich der Arbeit von Johny Fritz über den Komponisten Erik Satie stellt der Luxemburger erhebliche Textfehler und irreführende Einschätzungen fest. Außerdem ist Fritz der Meinung, dass die Kuratorin seine tatsächlich in Fachkreisen anerkannte Arbeit über Satie völlig unterschätzt habe. Und schließlich, so sagt Fritz, habe Marlène Duhr im Werkverzeichnis seiner Kompositionen 16 Fehler zustande gebracht.

Der Direktor der Bibliothek, Claude Conter, gibt in seiner Antwort zu, dass es Fehler in dem Buch gebe. Doch so manches wird in Conters Antwort relativiert. Er spricht in vielen Fällen von Missverständnissen bei der Auswertung der Quellen. So manches Fachliche sei vereinfacht worden, weil sich das Buch an ein breites Publikum wende, meinte Conter, und er wirft dem Komponisten vor, zu vergessen, wie sehr die Nationalbibliothek mit der Ausstellung und dem Buch dazu beigetragen habe, auf die Tätigkeiten von Fritz aufmerksam zu machen.

Der Komponist Marcel Wengler seinerseits zeigt sich irritiert, weil in dem Buch behauptet wird, dass er in seiner 1981 entstandenen Komposition ‘Versuche über einen Marsch’ die luxemburgischen Märsche ‘Marche Grande-Duchesse Charlotte’ von Fernand Mertens und den ‘Heemechtsmarsch’ von Jean Antoine Zinnen – mit Hilfe von sieben symphonischen Variationen – neu interpretiere. Dabei soll er sogar die Melodien der zitierten Märsche zunehmend ‘ins Lächerliche gezogen und verfremdet haben’. Wengler konnte klarstellen, dass in seiner Komposition weder der ‘Marche Grande-Duchesse Charlotte’ von Fernand Mertens noch der ‘Heemechtsmarsch’ von Jean Antoine Zinnen in irgendeiner Form oder als Zitat vorkommen. Den Briefaustausch zwischen Wengler und der Nationalbibliothek kann man im beigefügten PDF einsehen.

Unverständlich bleibt für den Außenstehenden in diesem Streit, wieso eine Nationalbibliothek, deren höchste Ansprüche Präzision und richtige Faktendarstellung sein müssten, diesen Mangel an Präzision mit dem Hinweis auf die Interpretationsfreiheit der Kuratorin zu rechtfertigen und die Fehler damit zu minimieren versucht, dass mit der Ausstellung und dem Buch das Schaffen von Fritz einem großen Publikum nahegebracht wurden und letztlich auch erfolgreich gewesen seien. Das wirft kein gutes Licht auf die noch junge Gattung der musikwissenschaftlichen Forschung in Luxemburg.

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