Der deutsche Komponist Wolfgang Rihm starb nun in der Nacht zum heutigen 27. Juli im Alter von 72 Jahren. 1952 in Karlsruhe geboren, beschäftigte sich Wolfgang Rihm früh mit Malerei, Literatur und Musik. Mit elf Jahren begann er zu komponieren und studierte während seiner Schulzeit von 1968 bis 1972 an der Hochschule für Musik Karlsruhe. Hier setzte er sich intensiv mit der Musik Arnold Schönbergs und Anton Weberns auseinander und schloss zeitgleich mit seinem Abitur auch das Studium in Komposition und Musiktheorie ab. Weitere Studien führten ihn zu Karlheinz Stockhausen nach Köln sowie an die Hochschule für Musik nach Freiburg, wo er Komposition und Musikwissenschaft studierte. Es folgten eigene Dozententätigkeiten in Karlsruhe, an der Musikhochschule München sowie bei den Darmstädter Ferienkursen, die er regelmäßig besucht hatte.
1985 übernahm Rihm die Professur für Komposition an der Musikhochschule Karlsruhe.
Der breiten Öffentlichkeit wurde Wolfgang Rihm mit der Aufführung seines Orchesterwerks Morphonie – Sektor IV bei den Donaueschinger Musiktagen 1974 bekannt. Ein weiterer Meilenstein gelang ihm mit der Kammeroper Jakob Lenz 1977, die den Beginn seiner Zusammenarbeit mit der Universal Edition darstellen sollte.
Zu den wichtigsten Werken Wolfgang Rihms zählen die Opern Die Eroberung von Mexico, Die Hamletmaschine, Dionysos, Jakob Lenz, Proserpina und Das Gehege. Im Bereich des Orchesterrepertoires sind vor allem Verwandlung 1-6, Nähe fern 1-4, Transitus III, sein Zweites Klavierkonzert und die Werke Ernster Gesang, Gesungene Zeit oder Lichtes Spiel zu nennen. Für kleinere Ensembles schrieb er neben vielen anderen Werken Jagden und Formen, Séraphin-Sphäre, Fetzen oder Mnemosyne.
Neben seinem musikalischen Schaffen, das über 400 Werke zählt, war Rihm für sein kulturpolitisches Engagement bekannt. Er war Präsidiumsmitglied des Deutschen Komponistenverbands, des Deutschen Musikrats, Kuratoriumsmitglied der Heinrich-Strobel-Stiftung und Mitglied des GEMA-Aufsichtsrates. Des Weiteren betätigte er sich von 1984-1989 als Mitherausgeber der Musikzeitschrift Melos und fungierte als musikalischer Berater für die Deutsche Oper Berlin sowie des Zentrums für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe.
Zahlreiche Ehrungen würdigen Rihms musikalische Karriere. So wurde ihm 1995 das Komponistenporträt des Rheingau Musik Festival gewidmet, 1998 erteilte ihm die Freie Universität Berlin die Ehrendoktorwürde. Ihm wurde der Ernst von Siemens Musikpreis zuteil sowie der Goldene Bär der Biennale von Venedig. In der Saison 2013/2014 ernannte ihn die Sächsische Staatskapelle Dresden zum Capell-Compositeur, er erhielt den Robert Schumann Prize for Poetry and Music, die Ehrenmedaille des Landes Salzburg, 2016 wurde ihm die Künstlerische Leitung der Lucerne Festival Academy übertragen und er wurde zum Mitglied der Académie royale des sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique bestellt. 2022 erhielt er anlässlich seines 70. Geburtstags die Festspielnadel der Salzburger Festspiele mit Rubinen.