
Die ursprüngliche Idee von Shostakovich war es, einen Zyklus von 24 Streichquartetten in allen Tonarten zu komponieren. Nach dem 15. hinderte ihn sein Tod daran, diesen Plan vollständig umzusetzen. Das Asasello Quartett hat nun alle Quartette aufgenommen. Ob sie damit ihre Beschäftigung mit diesen Werken, die sie selber als, wenn auch nicht vollendetes ‘Wohltemperiertes Streichquartett’ verstehen, abgeschlossen haben, mag man bezweifeln.
Die beiden letzten Quartette bilden den Abschluss der Aufnahmetätigkeit. Obwohl auch das 14. Quartett zu den letzten dunkleren zählt, ist es trotzdem noch zugänglich. Mit drei etwa gleichlangen Sätzen, die auch Zwölftonreihen enthalten, führt die Tonart zu transzendentalen Klängen.
Das fünfzehnte Quartett in es-Moll, das der Komponist bei nachlassender Gesundheit schuf, besteht aus sechs miteinander verbundenen Sätzen, die allesamt neben einem beschreibenden Titel die Tempobezeichnung Adagio, der fünfte mit dem Zusatz molto und damit noch langsamer, tragen. Trotz der Beschränkungen auf eine einheitliche Tonart und ein weitgehend einheitliches Zeitmaß gelingt Shostakovich ein Höchstmaß an Ausdruck und Variabilität. Ähnliches hatte schon Haydn in den letzten sieben Worten vollbracht.
Diese nicht gerade leicht darzustellenden Quartette führt das Asasello-Quartett mit im Zyklus gewonnener Kompetenz und der fortgeschriebenen Hingabe vor. Die Musiker vollziehen eine tragende Interpretation, in der die melancholischen Seiten und von Trauer beflorten Aspekte mit Bedacht vorgetragen werden. So gelingt es ihnen, trotz der aus der Komposition erwachsenen Restriktionen ein dichtes, aber nicht überladenes Bild zu erzeugen. Das Fehlen auch nur eines einzigen heiteren Elements wird so nicht als Verlust empfunden, sondern die Grundstimmung wird in den beinahe 40 Minuten nie aufgeweicht. Damit bleiben nicht nur sie selber dem Stück verbunden, sondern ermöglichen es auch dem Zuhörer, diesem freudlosen Quartett trotzdem bis zum letzten Ton des zusammenfassenden Epilogs fasziniert zu folgen. Auch die Resignation am Ende, ausgedrückt im letzten Bratschensolo, bannt noch immer.
Ebenso dezent wie auch stimmungsvoll bewältigen sie das 14. Quartett, etwa die Stelle im zweiten Satz und in der Coda des Finales, die wundervoll und sinnlich, aber auch fast abgegriffen klingt und die einen unauslöslichen Herzschmerz verursacht. Man darf annehmen, dass das Asasello-Quartett diesen Zyklus beendet hat, aber noch weiter nach Vollendung in diesen Quartetten suchen wird.
Shostakovich’s original idea was to compose a cycle of 24 string quartets in all keys. After the 15th, his death prevented him from completing this plan. The Asasello Quartet has now recorded all the quartets. It is doubtful whether they have thus completed their work on these works, which they themselves regard as an unfinished ‘Well-Tempered String Quartet’.
The last two quartets form the conclusion of the recording activity. Although the 14th quartet is also one of the last darker ones, it is still accessible. With three movements of roughly equal length, which also contain twelve-tone rows, the key leads to transcendental sounds.
The fifteenth quartet in E flat minor, which the composer wrote when his health was failing, consists of six interconnected movements, all of which have a descriptive title and the tempo marking Adagio, the fifth with the addition of molto and thus even slower. Despite the restrictions to a uniform key and a largely uniform tempo, Shostakovich achieves a high degree of expression and variability. Haydn had already achieved something similar in the last seven words.
The Asasello Quartet performs these quartets, which are not exactly easy to perform, with the competence and dedication gained over the course of the cycle. The musicians perform a supporting interpretation, in which the melancholy aspects and aspects tinged with sadness are presented with care. Despite the restrictions imposed by the composition, they succeed in creating a dense but not overloaded picture. The absence of even a single cheerful element is thus not perceived as a loss, but the basic mood is never softened in the almost 40 minutes. As a result, not only do they themselves remain connected to the piece, but they also enable the listener to follow this joyless quartet with fascination until the last note of the summarizing epilogue. Even the resignation at the end, expressed in the final viola solo, is still captivating.
The Asasellos master the 14th quartet just as discreetly as they do atmospherically, for example the passage in the second movement and in the coda of the finale, which sounds wonderful and sensual, but also almost worn out and causes an indelible heartache. One can assume that the Asasello Quartet has completed this cycle, but will continue to search for perfection in these quartets.