Ein Leser schrieb mir, ich sei ja wohl öfter in der Warschauer Philharmonie als in jener in Luxemburg. Für die letzten sechs Monate stimmt das zweifellos. Und es hat seine Gründe.

Die Warschauer Philharmonie hat ihre Vorteile. Zunächst einmal sitzt man sehr gut in den Sesseln, die noch richtige ‘Fauteuils’ sind, und keine Designer-Ware, die alles andere als dem Körper angepasst ist (wie das in der Luxemburger Philharmonie de Fall ist). Und ein weiterer Vorteil ist, dass man überall im Saal gut hört, überall, vorne oder hinten, rechts oder links, ein gut gemischter Klang ins Ohr dringt. Auch das Publikum ist ein positiver Faktor. Es ist ein Publikum, das sehr sensibel reagiert und nicht Beifall klatscht, nur um zu klatschen. Es ist auch nicht begeistert, wenn es keinen Grund hat, begeistert zu sein. Und es ist gut gemischt, mit Leuten aller Altersstufen und sehr vielen jungen Leuten.

In meines Lesers Schreiben schwang so etwas wie ein leichter Vorwurf mit. Zuviel Warschau? Zu wenig Luxemburg? Nun, das ist auch eine Frage der Einstellungen.

In Warschau fühle ich mich sehr willkommen, freundschaftlich aufgenommen und geachtet. In Luxemburg hat es der derzeitige Intendant Stefan Gehmacher nach sechs Monaten im Amt noch nicht für nötig erachtet, ein Gespräch mit mir zu führen. In Warschau gehen die Veranstalter des Beethoven-Festivals auf die Presse zu, sie achten sie und sehen sie als wichtig für ihre Arbeit an. In Luxemburg ist Pressearbeit so etwas Selbstverständliches, quasi eine Pflicht mit mittelalterlicher Auffassung der Ständepolitik.

Wenn ich sehe, was mir täglich von ausländischen Konzerthäusern, PR-Agenturen und Musikern an Mails geschrieben wird, wie man im Ausland also auf die Presse zugeht, wie man sie informiert, wie man sich darstellt, dann ist das, was in Luxemburg auf diesem Gebiet passiert, höchst armselig. Und so lange das so bleibt, wird es zu wenig Luxemburg im Pizzicato geben.

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