Ich weiß nicht, wie oft ich in den letzten Monaten – vor allem in der britischen Presse – Berichte, über sexuelle Übergriffe von Musiklehrern auf Schülerinnen und Schülern gelesen habe, es waren ihrer viele! Zu viele! Im vergangenen Jahr gerieten die ‘Chetham’s School of Music’ und das ‘Royal Northern College of Music’ (RNCM) in Manchester in die Schlagzeilen. Später war die Rede von sexueller Belästigung und Vergewaltigung an so bekannten Schulen wie der ‘Yehudi Menuhin School’ und der ‘Purcell School’. Vor einigen Tagen erst wurde ein Musiklehrer im kanadischen Ottawa angeklagt, sich an Schülerinnen vergriffen zu haben.

Und zuletzt wurde jetzt publik, dass ein weltbekannter Experte für Alte Musik, Philipp Pickett, am 28. Februar vor dem Londoner ‘City Magistrates’ Court’ erscheinen wird, weil er in nicht weniger als 15 Fällen der sexuellen Belästigung angeklagt ist. Die Anklage bezieht sich auf Fälle, die in die Zeit zurückreichen, als Pickett an der renommierten ‘Guildhall School of Music and Drama’ unterrichtete, von 1972-1997.

Philip Pickett ist bekannt als Gründer so herausragender Ensembles wie ‘New London Consort’ und ‘Musicians of the Globe’. Die Anklage des auf Kaution bislang nicht verhafteten Musikers lautet auf « rape, false imprisonment and indecent assault ».

Die bekannt gewordenen Fälle sind wohl nur die Spitze des Eisbergs, und man wagt nicht zu denken, was alles noch in Musikschulen passiert ist. In Großbritannien gibt es mittlerweile Stimmen, die den ‘one-to-one’-Unterricht in Musikschulen verbieten wollen.

Es gibt auch Kommentatoren, die sich wundern, dass die betroffenen Schülerinnen und Schüler oft über lange Zeiträume diese Belästigungen erduldet haben, ohne sich ihren Eltern und Sozialhelfern anzuvertrauen. Musiker erklären das mit dem Druck, der auf den Schülern liegt, besonders wenn sie gute Aussichten haben, Berufsmusiker zu werden und sich ihre Karriere nicht mit einem Skandal verbauen wollen.

Man kann letztlich nur hoffen, dass die publik gewordenen Fälle, die Musiklehrer, die sich unsittlich verhalten, zum Überlegen und anschließend zu korrektem Benehmen bringen. Insofern ist die stärker mehr verbreitet ist, als man anzunehmen wagte.

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