Bohemian Rhapsodies; Dvorak: Klaviertrio Nr. 4 Dumky;  Smetana: Klaviertrio; Oliver Schnyder Trio (Andreas Janke, Violine, Benjamin Nyffenegger, Violoncello, Oliver Schnyder, Klavier); 1 CD Prospero PROSP 0033; Aufnahme 05.2020, Veröffentlichung 24.06.2022 (60'11) – Rezension von Uwe Krusch

Um den Begriff der Böhmischen Rhapsodien kreisend, streift das Beiheft dieser CD Sigismund, den König von Böhmen, Musiker wie Myslivecek und Stamitz, nachdem es sich von der Bohemian Rhapsody, nämlich der von Freddy Mercury und Queen, aufgemacht hatte.

Schon im Ursprung war mit dem Böhmischen, aus dem dann Boheme wurde, das Freie, aber eben auch Vogelfreie und Ungezwungene erwachsen, das aber vielfach auch bewundert wurde. Wenn auch oft der Mut fehlte, selber so zu sein.

Bei Dvorak und noch mehr bei Smetana finden sich auch solche Elemente der Boheme, die ebenso ausgeführt werden. Die beiden Trios zeichnen sich vor allem in der Freiheit der Form und musikalischen Aussage aus, also dem Abweichen von bekannten Linien. Während bei Smetanas Werk das Publikum mit diesen Neuheiten noch sehr gefordert war, wurde das Trio von Dvorak gleich ein Erfolg.

Das Oliver Schnyder Trio spürt diesen Spuren und auch den persönlichen Aspekten aus dem Leben der Komponisten, die in diese Werke eingeflossen sind, intensiv nach. Mit ihrem klangvoll dichten Zusammenwirken geben sie der Musik eine drängende Sicht. In den langsamen Sätzen bei Dvorak lassen sie auch die Bedeutung des Begriffes Dumka hören, denn im slawischen Sprachraum steht es für Nachsinnen, tief in Gedanken versunken zu sein oder auch schwermütig. Hier schafft das Trio eine neue Lesart, wenn der zweite und dritte Satz bei Dvorak sehr leise und ruhig, aber eben auch tiefschürfend entworfen werden.

In schnelleren Passagen, etwa bei Smetana, wirkt ihre Umtriebigkeit mitunter etwas überdreht. Doch zeigen sie mit ihrer Interpretation viel persönlichen Einsatz für die Werke, ohne deswegen in eine zu folkloristisch platte Art zu verfallen.

Investigating the concept of Bohemian Rhapsodies, the booklet touches on Sigismund, King of Bohemia, musicians like Myslivecek and Stamitz, having started from the Bohemian Rhapsody of Freddy Mercury and Queen.
Already in its origins, Bohemian, which then became Bohème, included the free behavior, but also the bird-free and unconstrained, which was also often admired, even if the courage to be like that was often missing.
In Dvorak’s music, and even more so in Smetana’s, there are also such elements of bohemia. The two trios are distinguished above all by the freedom of form and musical statement, i.e. the deviation from familiar lines. While with Smetana’s work the audience was still very challenged with these novelties, Dvorak’s trio was an immediate success.
The Oliver Schnyder Trio intensively follow these traces and also the personal aspects of the composer’s lives that went into these works. With their sonorously dense playing, they give the music an urgent vision. In the slow movements in Dvorak they also let us hear the meaning of the term dumka, for in Slavic it stands for pondering, being deeply lost in thought, or even melancholy. Here the trio creates a new reading, when the second and third movements in Dvorak are designed very quietly and calmly, but also profoundly. In faster passages, such as Smetana, their bustle sometimes seems a bit overly self-acting. But they show a lot of personal commitment to the works in their interpretation, without lapsing into a too folkloristically platitudinous manner because of it.

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