Andrew Anderson: Piano Quartets Nos 1 & 2; Australia Piano Quartet (Kristian Winther, Violine, James Wannan, Viola, Thomas Rann, Cello, Daniel de Borah, Klavier); 1 CD Navona Records NV6235; Aufnahme 02/2018, Veröffentlichung 28/06/2019 (55') – Rezension von Remy Franck

Der 1971 geborene australische Komponist Andrew Anderson schert sich nicht um rezente Entwicklungen in der Musik, er verwendet zwanglos die ihm reichlich eingegebenen Themen in einer romantisch gefärbten, aber formal durchaus nicht starren Musik, die alles hat, was sie braucht um – leicht verständlich – gefällig zu wirken. Wer sich also nicht daran stört, dass zeitgenössische Musik in einem traditionell-romantischen Kleid auflebt, wird an den beiden Klavierquartetten seine Freude haben.

Erstaunlich ist dabei, wie natürlich und selbstverständlich die sechs Sätze der beiden Quartette klingen. Nichts klingt forciert oder bemüht, die Konstruktion ist bestens proportioniert, die Themen sind charakteristisch und zeugen von einem wunderbaren Einfallsreichtum.

Das c-Moll-Quartett hat vier Sätze. Mit einer unmittelbar ansprechenden Rhetorik durchstreift der erste Satz eine große Vielfalt an Stimmungen. Der zweite Satz ist zunächst von großer Zärtlichkeit und Melancholie, wirkt im erregteren Mittelteil aber nervös und ängstlich, was sich in der Reprise des ersten Themas in einem Quasi-Wimmern ausdrückt, ehe sich wieder etwas mehr Zuversicht einstellt. Alle Fragen scheinen dann im Allegretto-artigen 3. Satz gelöst. Der Anfang des vierten Satzes klingt wie ‘neuer’ Schubert, doch nach dieser Adagio-Einleitung gewinnt die Musik an Bewegungskraft und endet mit energischem Elan.

Das Zweite, bloß zweisätzige Quartett beginnt melancholisch, aber es tauchen dann auch andere, leidenschaftlichere Stimmungen spätromantischen oder sogar impressionistischen Charakters auf, und dieser Mix funktioniert sehr gut und wiederum sehr natürlich, was letztlich die Stärke und Überzeugungskraft von Andersons Rhetorik unterstreicht.

Ein ähnliches musikalisches Panoptikum hat der zweite, ca. 17 Minuten lange zweite Satz zu bieten. Starke Stimmungen gibt es hier, die vom exzellenten Australia Piano Quartet tief ausgelotet werden.

Australian composer Andrew Anderson, born in 1971, doesn’t care about recent developments in music, he uses the themes he has been given in abundance in a romantically colored but formally by no means rigid music, which is easily understandable and has everything to be pleasing. Those who don’t mind that contemporary music comes alive in a traditional-romantic form will enjoy the two piano quartets. What is astonishing is how natural and perfectly proportioned the two quartets are, with a lot of very characteristic themes testifying to a wonderful creativity. The first quartet has four movements. With an immediately appealing rhetoric, its first movement shows a great variety of moods. The second is at first of great tenderness and melancholy, but seems nervous and anxious in the more excited middle section. All questions then seem to be solved in the Allegretto-like 3rd movement. The beginning of the fourth movement sounds like ‘new’ Schubert, but after this Adagio introduction the music gains momentum and ends with energetic verve. The Second Quartet begins melancholically, but then other, more passionate moods of late romantic or even impressionistic character emerge, and this mix works very well and again very naturally, which ultimately underlines the strength and persuasiveness of Anderson’s rhetoric. A similar musical variety with strong moods is to be found in the second movement, about 17 minutes long. Of course, the performances by the excellent Australia Piano Quartet largely contribute to the success of this release.

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