George Enescu: Klavierquartett Nr. 1 D-Dur op. 16; Gabriel Fauré: Klavierquartett Nr. 1 op. 15; Catalin Serban, Klavier, Suyeon Kang, Violine, Karolina Errera, Viola, Andrei Ioniță, Cello; # Naxos 8.551477; Aufnahme 11.2022, Veröffentlichung 12.01.2024 (74'31) – Rezension von Uwe Krusch

Die jeweils ersten Klavierquartette von Gabriel Fauré und seinem Schüler George Enescu haben auf dieser Einspielung zueinander gefunden. Doch auch der beiden Werken immanente französisch impressionistische Gestus machen die Paarung ebenso wie der Umstand, dass die Werke kaum einmal zu erleben sind, sinnvoll. Pianist Serban, wie Enescu aus Rumänien, hat drei Musiker dazu gebeten, um diese Aufnahme zu realisieren.

Bei Enescu bieten sie im ersten Satz den langen Atem, den dieser umfangreiche Satz benötigt. Dass die Musiker nicht als festes Ensemble zusammen agieren, schimmert immer mal wieder kurz durch, wenn der letzte Schliff an einheitlicher Ausgestaltung der Tonbildung noch nicht gefunden wird. Doch darf das nicht darüber hinweg täuschen, dass die vier Instrumentalisten von gemeinsamem Drängen auf intensive Darstellungen geprägte Interpretationen vorlegen, die einen einheitlichen Gestaltungswillen hören lassen, der zur Bewältigung der Stücke ein farbreiches Spiel wählt. Der langsame Satz, den der Cellist mit einem edlen Klagelied vor atmosphärischem Hintergrund der anderen Streicher und dem Puls auf dem Klavier einleitet, lässt im Spiel der Vier die Anlehnung an französische Vorläufer erkennen. Sie gestalten den Satz zu einem klangvollen Höhepunkt hin, bevor sie sich eine entrückte, geheimnisvolle Ruhe entstehen lassen, wobei die Textur ausdünnt und sie die Musik im Ungewissen verklingen lassen. Das nicht weniger ereignisreiche Finale bietet den Streichern mit dem rhythmisch prägnanten Thema die Möglichkeit, auf die schlendernde Gangart des Klaviers zu antworten. Nach einer Episode von größerer Schwere kommen die Instrumentalisten beim Hauptthema wieder zu einer intensiv gespielten Passage, mit der sie den Weg für die Reprise bis zum rhetorisch kraftvollen Schluss gestalten.

Im Quartett von Faure schaffen sie im Scherzo eine serenadenhafte Atmosphäre, bei der man an die französische Cembalomusik des 18. Jahrhunderts denken mag. Den Kontrast, den dazu das feierliche Adagio bietet, lassen sie mit der nötigen Ruhe der musikalischen Entwicklung zu. Im Finale können sie sich dann ganz der übersprudelnden Musizierlust hingeben.

The first piano quartets by Gabriel Fauré and his pupil George Enescu have come together on this recording. However, the French impressionistic gesture inherent in both works also makes the pairing meaningful, as does the fact that the works are rarely heard together. Pianist Serban, like Enescu from Romania, asked three musicians to realize this recording.

In Enescu’s first movement, they offer the staying power that this extensive movement requires. The fact that the musicians do not play together as a permanent ensemble shines through briefly from time to time, when the final touches of unified tone development have not yet been found. However, this should not obscure the fact that the four instrumentalists present interpretations characterized by a common insistence on intensive performances, which reveal a unified creative will that chooses a colorful playing to master the pieces. The slow movement, which the cellist introduces with a noble lament against the atmospheric background of the other strings and the pulse on the piano, reveals in the playing of the four a reference to French predecessors. They shape the movement towards a sonorous climax before creating an enraptured, mysterious calm, thinning out the texture and letting the music fade away in uncertainty. The finale, which is no less eventful, offers the strings the opportunity to respond to the piano’s sauntering pace with a rhythmically concise theme. After an episode of greater heaviness, the instrumentalists return to an intensely played passage in the main theme, with which they pave the way for the recapitulation up to the rhetorically powerful conclusion.

In Faure’s quartet, they create a serenade-like atmosphere in the Scherzo, reminiscent of 18th century French harpsichord music. The contrast offered by the solemn adagio is allowed to develop with the necessary calm. In the finale, they can then fully indulge in the effervescent joy of music-making.

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