Alberto Hemsi: Coplas Sefardies – Chansons judéo-espagnoles; Assaf Levitin, Bariton, Naaman Wagner, Klavier; 1 CD Rondeau ROP6155; Aufnahme 10/2017, Veröffentlichung 02/2018 (73'37) – Rezension von Jan-Geert Wolff

Mit ‘Coplas Sefardies’ legt der jüdische Bass-Bariton Assaf Levitin die erste Folge jüdisch-spanischer Gesänge des Komponisten Alberto Hemsi (1898-1975) vor. Als Kantor der jüdischen Gemeinde in Hannover erinnert der Sänger gemeinsam mit dem Pianisten Naaman Wagner an den 120. Geburtstags des Komponisten, der sich vor allem für die Bewahrung der sephardischen Folklore stark machte.

Geplant ist eine Gesamteinspielung aller von Hemsi gesammelten Gesänge. Insgesamt existieren hier zehn Bände mit jeweils sechs Liedern, von denen hier 24 eingespielt sind. Mit dieser Aufnahme betritt der Hörer durchaus Neuland – den ‘runden Geburtstag’ wird Hänssler im März übrigens ebenfalls für ein ‘Volumen 1’ der ‘Coplas Sefardies’ nutzen: mit Tehila Nini Goldstein (Gesang) und Jascha Nemtsov (Klavier).

Levitin ist im Liedgesang wie in der Oper beheimatet. Leider schafft er es nicht durchgehend, den Gestus der großen Bühne zugunsten der melodiösen Miniatur abzulegen, so dass man des Vibratos auf Dauer etwas überdrüssig wird. Die Aufnahme schafft es trotzdem, den Sänger nicht vor die Musik zu stellen, sprich: Der Interpret ist nicht wichtiger als das, was er singt. Handelte es bei den Liedern ursprünglich um unbegleitete Gesänge, lässt Hemsi die Texte – oft geht es um die Liebe – stimmungsvoll vom Klavier untermalen. Die im Großen Sendesaal des Saarländischen Rundfunks in Saarbrücken entstandene Aufnahme verzichtet dabei auf jeglichen Hall und stellt den Klang unverfälscht in den Raum.

Weil die Sprache der Sephardin das im 13. Jahrhundert in Spanien entstandene ‘Ladino’ ist und als ‘Judenspanisch’ auch Elemente des Hebräischen und Aramäischen, Türkischen, Italienischen und Arabischen beinhaltet, ist es natürlich nicht schwer, dem Inhalt der Musik ohne Booklet zu folgen. Neben dem melodischen Genuss wandeln diese und folgende Einspielungen daher auch insofern auf den Spuren Hemsis, indem sie die Musik der Sephardin dokumentieren und lebendig werden lassen.

Alberto Hemsi focused on the Hispano-Judaic traditional music of his ancestors and wrote sixty traditional melodies known as Coplas Sefardies. The first 24 have been recorded by cantor Assaf Levitin, bass-baritone, and Naaman Wagner, piano. The performances are gesturally expressive.

 

 

 

 

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