Gustav Mahler: Lieder eines fahrenden Gesellen, Kindertotenlieder; Rückert-Lieder, Christian Gerhaher, Orchestre symphonique de Montréal, Kent Nagano; 1 CD Sony Classical 868883701332; 1/12 (ca 65') - Rezension von Remy Franck

Wenn Sie zu Christian Gerhaher sagen, er singe dramatisch, wird er präzisieren: « …aber nicht im Sinne des Geschichtenerzählens, einer Handlungsabfolge. Dieses Diktum, dass Lieder Kleinstopern sind, finde ich absolut abscheulich. ». Und diese neue CD ist ein Beweis dafür, dass Gerhaher das Lied als etwas Ganzheitliches ansieht, als « Synthese des zugrundeliegenden Textes » und dem Hörer empfiehlt, « diesen Klang so zu rezipieren wie absolute Musik, wie eine Instrumentalmusik! ».

Und so werden denn Mahlers Lieder in diesen Interpretationen des für mich größten Mahler-Sängers unserer Zeit Tondichtungen der ganz besonderen Art. Mit seiner ungemein reichen Stimme bringt er Intensität des Ausdrucks in kraftvoll projizierte Töne wie auch in zartest nuancierte Passagen. Wie keinem anderen Interpreten gelingt es ihm, die vokalen Farben mit jenen des Orchesters zu mischen. Das ist tief gelebte Musik, das sind Klang gewordene Stimmungen und Seelenzustände.

In Kent Nagano hat Gerhaher einen Partner, der voll auf ihn eingeht und den Klang der Stimme mit dem Orchester kongenial ergänzt. Gerhaher und Nagano gehen (zusammen mit Mahler) eigentlich zurück zum Urzustand des Gedichts, erfassen das geschriebene Wort dort, wo es den Komponisten inspiriert hat.

Christian Gerhaher and Kent Nagano give a terrific account of Mahler’s songs. To be able to fully render the composer’s ideas, they seem to go back to the moment of his primal inspiration, to the moment when he was struck by the words he would put into music.

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