Giacomo Puccini: Madama Butterfly; Fiorenza Cedolins, Francesca Franci, Marcello Giordani, Mina Blum, Juan Pons, Carlo Bosi u.a., Coro i Orchestra dell'Arena di Verona, Daniel Oren; Bühnen-Regie: Franco Zeffirelli; 1 Blu-ray Arthaus Musik 109197; Stereo & Surround; Bild 16:9; Liveaufnahme 2004 (142’) – Rezension von Guy Wagner

Ehrlich gesagt: Ich war nie ein Fan von Zeffirelli, und sein Film ‘Endless Love’ wird wohl für immer eines meiner traumatischsten Kitsch-Kino-Erlebnisse bleiben, und es gibt nur zwei Operninszenierungen von ihm, die mich bisher überzeugen konnten: ‘I Pagliacci’ und ‘Cavalleria Rusticana’. Diese ‘Madama Butterfly’ aus der Arena von Verona kommt endgültig nicht als dritte hinzu. Zeffirelli zeigt ein Japan zum Beginn des 20. Jahrhunderts, wie Europäer sich dieses vorstellen: bunt, exotisch, unverständlich, eingebettet in eine seltene Farbenpracht, zu der die wirklich prächtigen Kostüme (Emi Wada) entscheidend beitragen.Der Regisseur versucht auch, durch seine Dekors Intimität auf der Riesenbühne zu schaffen, was ihm aber nur ansatzweise gelingt, denn er selbst bricht dann immer wieder da aus. Sein Hang zum Kitsch überwiegt weiterhin und wird zur Peinlichkeit in der einzigartigen Intimszene des Summchors, während dem Cio-Cio-San und ihr blonder Sohn Nachtwache halten, um auf den Vater zu warten, dessen Schiff im Hafen von Nagasaki angekommen ist. Noch ahnen sie nichts von der Tragödie des folgenden Morgengrauens. Musste Zeffirelli da wirklich Kitsch in Hochpotenz draufpropfen als einen Art Fächertanz im Nachtdunkel, die den unsagbar wehmütigen Charme des Moment radikal zerstört? Nun, er kann wohl tatsächlich nicht anders …

Der Chor ist exzellent, das Orchester klingt ziemlich rau, aber sauber, und wenn auch Daniel Oren als Verona-erprobter Maestro genug Spannung und Intensität in die musikalische Darbietung legt, so kann man die Besetzung nur mit Abstrichen als überzeugend bewerten. Fiorenza Cedolins in der Titelrolle als ‘heute beste Vertreterin der Cio-Cio-San’ (Opernglas)? Na dann sind wir aber weit von gestern entfernt. Marcello Giordani hat ein warmes Timbre, kommt aber weder im 1. noch im 3. Akt ganz zu Rande mit seiner Partie als Pinkerton, Francesca Franci ist eine glaubwürdige Suzuki, am überzeugendsten aber ist noch Juan Pons als sehr menschlicher, generöser Sharpless.

Ob sich diese Veröffentlichung überhaupt lohnt, darf gefragt werden.

Kitsch on stage, weak singers for the principal roles: the negative points are hardly to be weighed up by the good impression of Daniel Oren’s conducting.

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