Tikhon Khrennikov: Symphonien Nr. 1-3, Violinkonzerte Nr. 1-2, Cellokonzerte Nr. 1-2, Klavierkonzerte Nr. 1-4; Tikhon Khrennikov, Klavier, Vadim Repin, Violine, Valentin Feigin & Mikhail Khomitser, Cello, Tikhon Khrennikov & Anatoly Sheludyakov, Klavier, USSR State Academic Orchestra, Moscow Radio Symphony Orchestra, Academic Symphony Orchestra of the Moscow Philharmonic Society, Evgeny Svetlanov, Maxim Shostakovich, Dimitrij Kitajenko; 3 CDs Melodiya 1002086; 1973-1993 (219') – Rezension von Remy Franck

Der russische Komponist und Politiker Tikhon Nikolayevich Khrennikov war menschlich gesehen eine dubiose Figur. Als Generalsekretär des sowjetischen Komponistenverbands, Mitglied der KPdSU und Abgeordneter war er an vielen Aktionen beteiligt, die Komponisten und Musiker unterjochten und zur Verfolgung freigaben. Auf der anderen Seite soll er auch einige andere Musiker beschützt haben. Fakt ist, dass er ein unbelehrbarer Kommunist war, der nach 1991 die Perestroika und die Aufgabe des Kommunismus heftig kritisierte.

Das soll uns nicht daran hindern, diese Aufnahmen vorzustellen, die attraktive Musik enthalten und von Khrennikovs blühender musikalischer Phantasie zeugen. Die Erste Symphonie von 1930 ist traditionell im Klang, motorisch-verspielt in den schnellen Sätzen und melodisch-lyrisch im Adagio molto espressivo. Eine wirklich thematisch reiche Symphonie! Als der Komponist seine Zweite Symphonie vor dem Weltkrieg begann, schrieb er einen beschwingten ersten Satz. Das lyrisch-trauriges Adagio zeugt vom einbrechenden Krieg, während das wiederum sehr originelle Scherzo wie ein diabolisch-kriegerisches Nachtstück an den Ohren vorbeizieht. Ein brillantes Allegro Marciale beschliesst das Werk auf heroische Weise.

Die 3. Symphonie ist ein stark an Prokofiev erinnerndes Werk, ohne dass es aber epigonenhaft wäre. Dazu hat Khrennikov eine viel zu sprühende Einfallskraft. Die Symphonie hat drei Sätze, eine virtuose Fuge, ein ruhiges Andante und ein feuerwerksähnlich explodierendes Allegro con fuoco.

1984 nahm Vadim Repin die beiden Violinkonzerte Khrennikovs auf. Er war damals 13 Jahre alt! Allein deswegen ist diese 2. CD der Khrennikov-Box ein echtes Sammlerstück. Die beiden Violinkonzerte sind brillante Showstücke mit atemberaubender Virtuosität, und wenn Repins Spiel im 1. Konzert manchmal etwas harsch klingt, so bleibt der junge Violinist dem Werk an funkelnder Brillanz nichts schuldig. Die beiden langsamen Sätze mit ihrem orientalisch-märchenhaften Charakter sind bestens gelungen.

Die beiden Cellokonzerte sind weniger virtuos und elegischer in der ganzen Anlage. Das erste Konzert, das für Mstislav Rostropovich geschrieben wurde und von ihm auch oft gespielt wurde, beginnt z.B. mit einem Andante, genau wie das nur zweisätzige Zweite Konzert mit einem Adagio eingeleitet wird, dem ein reflektives ‘Con moto’ folgt.

Das Klavierkonzert Nr. 1 stammt von 1933  und ist – außer im poetischen langsamen Satz – berauschend virtuos und motorisch, darin an Prokofiev erinnernd. Das etwa viertelstündige zweite Konzert wurde 1971 komponiert und ist etwas pathetischer in seiner Aussage, mit einem heroisch auftrumpfendem Klavierpart.

Das dritte Konzert ist wiederum deutlich gelöster und stimmungsvoller, mit teils heiteren, teils lyrischen Momenten. Kennzeichnend sind auch spektakulär-virtuose Passagen, die dem Ganzen eine schillernde Vielfalt des Ausdrucks geben. Das zehnminütige 4. Klavierkonzert hat nur zwei Sätze und ist für Klavier und Streichorchester geschrieben.

Die Interpretationen sind insgesamt erstrangig und wurden hervorragend digital bearbeitet. Insbesondere die Klavierkonzerte sind der etwas stümperhaften Bearbeitung beim Label Kapellmeister weit überlegen.

Tikhon Nikolayevich Khrennikov was a man of dubious character, but be wrote music with plenty of fantasy. Some of his best output can be heard on this CDs in appealing performances. The remastering by Melodiya is outstanding.

 

 

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