Staatskapelle Dresden-Karl Böhm: Instrumentalkonzerte (Vol. 48); Jan Dahmen, Max Strub, Wolfgang Schneiderhahn, Violine, Edwin Fischer, Walter Gieseking, Lubka Kolessa, Wilhelm Backaus, Klavier, Max Zimolong, Horn, Staatskapelle Dresden, Karl Böhm; # Profil PH20055; Aufnahmen 1938-1940, Veröffentlichung 05.04.2024 (62’42, 70’54, 72’33, 58’17) - Rezension von Alain Steffen

Musiker, die sich mit dem Naziregime abgefunden hatten und sogar davon profitiert haben mögen, Wolfgang Schneiderhan, Wilhelm Backhaus, Walter Gieseking und Edwin Fischer, musizieren zusammen mit der Staatskapelle Dresden unter Karl Böhm, einem Dirigenten, dessen Nähe zum Regime bekannt ist.

Böhm wurde nach der Entlassung von Fritz Busch in Dresden neuer GMD der Staatskapelle. Kann man ein Album wie dieses also neutral und nur von der musikalischen Seite her angehen? Fakt ist, dass trotz der braunen Schatten der Hörer z.T. großartiges Musizieren erlebt.

Die musikhistorisch interessante Box von Hänssler bietet acht klassische Instrumentalkonzerte, die von Electrola zwischen 1938 und 1940 in der Semperoper Dresden auf Schellackplatten aufgenommen wurden. Ob Edwin Fischers dynamisches 5. Klavierkonzert von Beethoven, dessen von Walter Gieseking sensibel ausgeleuchtetes Viertes oder gar das spannende 3. Klavierkonzert mit der ukrainischen Pianistin Lubka Kolessa, sie alle bieten hochrangige Interpretationen, genauso wie jene von Wilhelm Backhaus im 2. Klavierkonzert von Brahms oder Wolfgang Schneiderhan im Violinkonzert von Beethoven.

Des Weiteren sind die Konzertmeister Jan Dahmen und Max Strub zu hören, wobei Strub ein wenig berauschendes Beethovenkonzert spielt, Dahmen dagegen in Mozarts 5. Violinkonzert zu glänzen vermag.

Der 1. Hornist der Staatskapelle Dresden, Max Zimolong, spielt ein makelloses 3. Hornkonzert von Mozart. Karl Böhm dirigiert all diese Konzerte mit Schwung und Sinn für Dramaturgie, die Unmittelbarkeit seiner Interpretationen ist nicht mit der betulichen Langeweile seiner späten Aufnahmen mit den Wiener und Berliner Philharmonikern zu vergleichen. Böhm geht zwar nie Risiken ein, doch sind seine klassischen Aufnahmen voll von Leben, Charme und Virtuosität.

Die Klangqualität der Aufnahmen ist bescheiden, doch der aufmerksame Hörer kann im Spiel der jeweiligen Solisten sehr viele Nuancen und Akzente erkennen. In dem Sinne stellt diese Box eine Sammlung größtenteils engagierter historischer Aufnahmen dar.

Musicians who came to terms with the Nazi regime, and perhaps even profited from it, Wolfgang Schneiderhan, Wilhelm Backhaus, Walter Gieseking, and Edwin Fischer, perform with the Staatskapelle Dresden under Karl Böhm, a conductor whose closeness to the regime is well known.

Böhm became the Staatskapelle’s new GMD after the dismissal of Fritz Busch. Is it possible to approach an album like this neutrally and only from a musical point of view? The fact is that, despite the brown shadows, the listener experiences great music-making.

Hänssler’s historically interesting box offers eight classical instrumental concertos that Electrola recorded on shellac records in the Semperoper in Dresden between 1938 and 1940. Whether Edwin Fir9scher’s dynamic 5th piano concerto by Beethoven, his 4th, sensitively illuminated by Walter Gieseking, or the exciting 3rd piano concerto with the Ukrainian pianist Lubka Kolessa, all offer first-class interpretations, as does the one of Wilhelm Backhaus in Brahms’ 2nd piano concerto or Wolfgang Schneiderhan in Beethoven’s violin concerto.

Concertmasters Jan Dahmen and Max Strub can also be heard, with Strub playing an uninspiring Beethoven concerto, while Dahmen shines in Mozart’s 5th Violin Concerto.

The 1st horn of the Staatskapelle Dresden, Max Zimolong, plays a flawless Mozart 3rd Horn Concerto. Karl Böhm conducts all these concertos with verve and a sense of dramaturgy; the immediacy of his interpretations cannot be compared to the sedate boredom of his late recordings with the Vienna and Berlin Philharmonic Orchestras. Böhm never takes risks, but his classical recordings are full of life, charm and virtuosity.

The sound quality of the recordings is modest, but the attentive listener can discern many nuances and accents in the playing of each soloist. In this sense, this box is a collection of mostly dedicated historical recordings.

  • Pizzicato

  • Archives