Francesco Molino: Sonaten für Gitarre und Violine op. 2/1-3 & op. 7/1-3; Luciano Tortorelli, Gitarre, Mauro Tortorelli, Violine; 1 CD Tactus TC761302; Aufnahme 07/2013, Veröffentlichung 02/2017 (71'29) – Rezension von Uwe Krusch

Francesco Molino gehört zu der Generation von Komponisten, der es gelang, der Gitarre über die Statistenrolle hinaus zu einem vollwertigen Konzertinstrument zu machen. Das geschah an der Wende zum 19. Jahrhundert. Ein Beispiel hierfür sind die beiden hier erstmalig eingespielten Werke aus der zweiten Dekade dieses Zeitraums.

Nach frühen Jahren in verschiedenen italienischen Städten, wo auch die Stücke dieser CD entstanden, und einigen Reisejahren ließ er sich schließlich in Paris nieder. Hier wurde er auch durch seine Kammermusikkompositionen und noch viel mehr als Lehrer bekannt. Er veröffentlichte 17 Lehrbücher. Er legte dabei mehr Wert auf die ästhetischen Details der Musikdarstellung als die Zeitgenossen. Außerdem war er kurzfristig Geigenbauer und baute ein Instrument mit einigen Besonderheiten, da er sich davon klangliche Verbesserungen versprach.

Die beiden Zyklen für Gitarre und Violine, jeweils drei Stücke, zeigen bereits im Titel ihre Besonderheiten. In beiden spielt die Gitarre die Hauptrolle, und die Violine ist nur ein unterstützendes Begleitinstrument. Die Sonaten der zweiten Gruppe werden als Große Sonaten (Grandes sonates) bezeichnet. Da sie nur unwesentlich länger sind als die der anderen Opuszahl, bezieht sich die Größe auf die akkordische Behandlung, die mit einer polyphonen Fülle einhergeht. Eine zeitgenössische Kritik hebt die Ähnlichkeit mit den Flötensonaten von Pleyel hervor.

Alle Sonaten stehen in D-Tonarten und weisen formal entweder einen opernähnlichen, markigen oder einen kantablen ersten Satz auf. Die Finalsätze sind konventionelle Rondos, die durch ihre anmutige und lebendige Gestaltung gefallen. Insbesondere die Mittelsätze zeigen einen italienischen Charakter. Die Violine wird so in eine lediglich begleitende, aber auch wahrnehmbare Rolle gedrängt.

Das Begleitheft gibt keine Informationen zu den Interpreten. Es handelt sich um Brüder, die eine eigene Laufbahn verfolgen, aber auch oft als Duo auftreten. Beide können auf einer guten Ausbildung aufbauen und haben schon vielerorts ihr Können präsentiert. Hier gelingt ihnen ein nahtloses Zusammenspiel, bei dem Luciano, der Gitarrist, natürlich die Hauptlast zu tragen hat. Sein Spiel ist nuanciert und technisch ausgefeilt. Er weiß die Schönheiten der Kompositionen mit Leben zu wecken. Der kleine Violinpart wird von Mauro mit warm-rundem und gesanglichem Klang nachtigallengleich hinzugezwitschert.

Francesco Molino’s sonatas clearly boost the role of the guitar from an accompanying into a concert instrument. The first recording of these pieces give the listener the chance to discover delightful, graceful and spirited music. The Tortorelli brothers prove dedicated and skilled performers of this music.

 

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