Giuseppe Sinopoli: Manchmal geschieht es in tiefer Nacht für Chor +  Klangfarben für Streichquintett + Sunyata für Sopran & Streichquintett + Pour les Paradiesiers de Peverelli für Streichquartett + Isoritmi II für Magnetband + Lirica für Sopran & Klavier + Elégie pour une Infant für Sopran & Klavier + Evasione für Chor, Tenor, Klavier + Popule meus für Chor + Tre Litanie für 3 Stimmen + Suite Balletto für Klavier + Momento für Klavier + Corale für Klavier; Clara Polito, Galina Ovchinnikova, Sopran, Alberto Munafo Siragusa, Tenor, Francesco Allegra, Klavier, Vincenzo Bellini String Quintet, Coro Lirico Siciliano, Francesco Costa; 1 CD Da Vinci Classics, C00585; Aufnahmen 01.2022, Veröffentlichung 15-22.07.2022 (45') - Rezension von Remy Franck

Giuseppe Sinopoli (1946-2001) mag heute vor allem als Dirigent in Erinnerung sein, aber auch als Komponist hatte er Erfolg. Er studierte zunächst Medizin und Musik gleichzeitig. Nach dem Erwerb des Facharzttitels in Psychiatrie im Jahr 1972 setzte er seine Kompositionsstudien in Darmstadt bei György Ligeti, Karlheinz Stockhausen und Bruno Maderna und später an der Accademia Chigiana in Siena bei Franco Donatoni fort.

Seine ersten Kompositionen entstanden bereits in den frühen Sechzigerjahren. Mit zunehmendem Erfolg als Dirigent stellte Sinopoli nach der Uraufführung seiner Oper Lou Salomé 1981 in München das Komponieren ein.

Die vorliegende Aufnahme stellt in Ersteinspielungen Werke aus den Jahren 1963–1978 vor, vom noch italienisch-romantisch angehauchten Chor ‘Manchmal geschieht es in tiefer Nacht’ bis hin zu dem avantgardistischen Streichquartett Pour les Paradisiers de Peverell.

Auch die übrigen Chöre aus den Sechzigerjahren klingen noch recht traditionell und kommen klar aus der italienischen Chortradition, während die frühen Klavierstücke schon nach neuen Wegen suchen, zaghaft zunächst, dann immer dezidierter. Gemeinsam ist allen Stücken eine kurze, knappe Form. Die meisten dauern zwischen einer und drei Minuten. Das einzige elektronische Werk, Isoritmi II für Magnetband, ist mit fast acht Minuten das längste Werk.

Mir persönlich gefällt das Streichquintett Klangfarben von 1970 am besten. Es bezieht sich wohl am ehesten auf Berg und Webern, bleibt aber eben wegen seiner Klangfarben und seiner Struktur ein eloquentes Werk das in seiner gerafften Form von etwa fünf Minuten eine expressive Klangrede führt.

Durchwegs gute Interpretationen und akkurate Tonaufnahmen lassen die Werke in bestem Licht erscheinen.

Giuseppe Sinopoli (1946-2001) may be remembered today primarily as a conductor, but he was also successful as a composer. He initially studied medicine and music at the same time. After obtaining a specialist’s degree in psychiatry in 1972, he continued his composition studies in Darmstadt with György Ligeti, Karlheinz Stockhausen and Bruno Maderna, and later at the Accademia Chigiana in Siena with Franco Donatoni.
His first compositions were written in the early sixties. With increasing success as a conductor, Sinopoli stopped composing after the premiere of his opera Lou Salomé in Munich in 1981.
The present recording presents first recordings of works from the years 1963-1978, from the still Italian-Romantic chorus ‘Sometimes it happens in deep night’ to the avant-garde string quartet Pour les Paradisiers de Peverell.
The other choruses from the sixties also still sound quite traditional and clearly come from the Italian choral tradition, while the early piano pieces are already searching for new paths, tentatively at first, then more and more decidedly. Common to all pieces is a short, concise form. Most of them last between one and three minutes. The only electronic work, Isoritmi II for magnetic tape, is the longest at almost eight minutes.
Personally, I like the string quintet Klangfarben from 1970 best. It probably relates most closely to Berg and Webern, but remains an eloquent work precisely because of its timbres and structure that makes an expressive sonic speech in its short form of about five minutes.
Consistently good interpretations and accurate sound recordings cast the works in the best light.

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