Hommage à Schumann; Schumann / Reimann: Fantasiestücke op. 73 für Klarinette, Flöte, Harfe & 2 Violas; 6 Gesänge op. 107 für Sopran & Streichquartett; Schumann / Kirchner: 6 Studien in kanonischer Form op. 56 für Violine, Cello & Klavier; Kurtag: Hommage a R. Sch. op. 15d für Klarinette, Viola & Klavier; Widmann: Nachtstück für Klarinette, Cello & Klavier; Kammerata Luxembourg; 1 CD Brilliant Classics 95936; Aufnahme 07/2017, Veröffentlichung 08/2019 (54'48) - Rezension von Remy Franck

Die Kammerata Luxembourg (vormals KammerMusekVeräin Lëtzebuerg) ist ein variabel besetztes Ensemble, das sich aus Musiklehrern und Musikern des Philharmonischen Orchesters Luxemburg zusammensetzt. Es hat sich immer sehr für zeitgenössische Musik eingesetzt, und so verwundert es auch nicht, dass diese Hommage an Robert Schumann eine Reihe heutiger Komponisten involviert. Lediglich die 6 Studien in kanonischer Form op. 56, 1888 von Theodor Kircher bearbeitet für Violine, Cello & Klavier, sind älter.

Mit Reimanns Arrangement von Schumanns Fantasiestücken op. 73 beginnt dieses Programm. Die Schumann-Komposition klingt in der Reimann-Fassung ungemein fein und farbig. Die Interpretation belässt der Musik ihren fantasievollen Charakter, sie ist spontan, ohne die Tempi zu forcieren, und bestens ausbalanciert.

György Kurtags Hommage à R.Sch. ist ein Trio für Klavier, Bratsche und Klarinette, das aus fünf Teilen besteht, die jeweils weniger als eine Minute dauern, und mit einem sechsminütigen Satz mit dem Titel ‘Abschied (Meister Raro entdeckt Guillaume de Machaut )’ abgeschlossen wird. Die Musik entwickelt eine rätselhafte Atmosphäre mit verschiedenen Stilmischungen, die, wie gesagt wurde, « Nacherzählungen aus der Perspektive von Kurtags einzigartiger Sprache » sind. Etwas ist den sechs Teilen gemeinsam:  Kurtags Poesie, so schräg sie manchmal auch klingt. Die Musiker von Kammerata Luxembourg zögern nicht das Scharfe wie das Zarte kontrastreich gegenüberzustellen.

In den Sechs Schumann-Gesängen, die Reimann für Sopran und Streichquartett bearbeitete, « scheint sich Robert Schumanns krisenhaftes Leben zu spiegeln », heißt es im Vorwort des Schott-Verlags. « Die Komposition fällt mit den ersten Ausbrüchen seiner Krankheit zusammen. Beim im ersten Gesang heraufbeschworenen Bild der ertrinkenden Ophelia drängt sich die Assoziation mit seinem drei Jahre später folgenden Selbstmordversuch auf. »

Die Einbindung des Vokalparts in das Streichquartett ergibt – gegenüber der Klavierfassung – ganz andere Klangfarben. Kammerata Luxembourg geht deutungsfroh zu Werke, dramaturgisch klug und stets sehr gesanglich. Die Sopranistin Mariette Lentz hat eine etwas zu reife und nicht immer sehr ausgeglichene Stimme für diese Lieder, versucht das aber mit einer sehr lebendigen Interpretation wettzumachen.

Mit Nachtstück folgt ein frühes Werk des Klarinettisten und Komponisten Jörg Widmann. Die Instrumente scheinen sich eher abzutasten als Gemeinsames erklingen zu lassen. Dass man ein derart sprödes Werk spannend und sogar packend gestalten kann, zeigt diese hervorragende Interpretation der Kammerata Luxembourg.

Schumanns Studien in kanonischer Form entstanden für ein Klavier mit einer zusätzlichen Pedalklaviatur. Da dieses spezielle Instrument keine Zukunft hatte, wäre Schumanns Komposition wohl in Vergessenheit geraten, hätte nicht Theodor Kirchner (neben einigen anderen) das Werk bearbeitet. Kirchners Fassung für Klaviertrio ist hervorragend gelungen, und Mendelssohn, dem das Original so gut gefiel, hätte hieran bestimmt auch seine Freude gehabt. Die Interpretation auf dieser CD ist unaufdringlich und im besten Sinne kammermusikalisch, partnerschaftlich und ausgewogen, dabei musikantisch durchdrungen und von gewinnendem Charme.

The Kammerata Luxembourg (formerly KammerMusekVeräin Lëtzebuerg) is a variable ensemble comprising music teachers and musicians from the Luxembourg Philharmonic. It has always been very committed to contemporary music, and so it is not surprising that this homage to Robert Schumann involves a number of contemporary composers. Only the 6 Studies in Canonical Form op. 56, arranged in 1888 by Theodor Kirchner for violin, cello & piano, are older. The program begins with Reimann’s arrangement of Schumann’s Fantasiestücke op. 73. In the Reimann version the composition sounds incredibly fine and colourful. The interpretation leaves the music its imaginative character, it is spontaneous, without forcing the tempi, and well balanced. György Kurtag’s Hommage à R.Sch. is a trio for piano, viola and clarinet with five parts, each lasting less than a minute, and a six-minute movement entitled Abschied (Meister Raro entdeckt Guillaume de Machaut ). The music develops a puzzling atmosphere with different mixes of styles which, as it has been said, are « retellings from the perspective of Kurtag’s unique language ». Something is common to the six parts: Kurtag’s poetry, as weird as it sometimes sounds. The musicians of Kammerata Luxembourg do not hesitate to contrast sharpness with tenderness. The Six Schumann Songs, which Reimann arranged for soprano and string quartet, « seem to reflect Robert Schumann’s life in crisis, » says the foreword by Schott Verlag. « The composition coincides with the first outbreaks of his illness. » The integration of the vocal part into the string quartet results in completely different timbres. The excellent Kammerata Luxembourg is joined by soprano Mariette Lentz who has a somewhat mature, yet not always very balanced voice for these songs, but she tries to make up for it with a very lively interpretation. Nachtstück is an early work by clarinettist and composer Jörg Widmann. The outstanding performance shows that such a brittle work can be played excitingly and even grippingly. Schumann’s Studies in Canonical Form were written for a piano with an additional pedal keyboard. Since this special instrument had no future, Schumann’s composition would probably have been forgotten without various arrangements. Theodor Kirchner’s version for piano trio is outstandingly successful, and Mendelssohn, who liked the original so much, would certainly have enjoyed it. Kammerata Luxembourg provides a sense of effortless music-making in a well-paced and perfectly balanced reading.

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