Metamorphosis; Ludwig van Beethoven: Streichquartett Nr. 14 cis-Moll op. 131; György Ligeti: Streichquartett Nr. 1 (Metamorphoses nocturnes); Jupiter String Quartet (Nelson Lee, Meg Freivogel, Violine, Liz Freivogel, Viola, Daniel McDonough, Cello); 1 CD Marquis MAR 499; Aufnahme 03/2019; Veröffentlichung 06/2020 (61:06) – Rezension von Uwe Krusch

Zwei besondere Werke der Streichquartettliteratur mit äußerlichen Beziehungen hat das Jupiter String Quartet hier zusammen gefügt. Beide Werke sind vom Komponisten als Einheit ohne Satzpausen gewollt, bei Beethoven sorgen nur zwei Fermaten für Stille. Und beide Werke sind sozusagen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, entstanden, ohne dass ihr Schöpfer sie gleich hören konnte. Während bei Beethoven seine Taubheit der Grund war, hat György Ligeti sein Werk zunächst für die Schublade geschaffen, da er seine neuen Wege im kommunistischen Ungarn der Zeit nicht aufführen lassen konnte. Aus diesen Umständen begründet sich auch die Freiheit in der Gestaltung der beiden Quartette, die durchaus vom als üblich angesehenen Quartettformat abweichen, was dann auch wieder zum Titel der CD führt. Und auch die Bindung an eine kleine motivische Zelle, die jeweils durch die Werke führt, lässt sich als Verbindung sehen.

Diese spannende Kombination legt das Jupiter String Quartet in einer äußerst gewinnenden Deutung vor. Beinahe volljährig aus Sicht der Quartettlebenszeit und damit in den besten Jahren, des Quartetts und seiner Mitglieder, begleitet das Werk von Beethoven es schon lange und die gegenwärtige Sicht haben die Musiker nunmehr eingefangen. Diese lässt einerseits eine tiefe Durchdringung erhören, die aber auch noch die Frische und das spontane Interesse an dem Werk hören lässt und so eine lebendige Mischung schafft. Sie verstehen es, die Spannungsbögen jeweils wie nötig, zu gestalten. Während bei Beethoven, dessen Werk grob doppelt so lange dauert wie das von Ligeti, größere Distanzen und Entwicklungsräume zu bemessen sind, setzt Ligeti oft abrupt gänzlich unterschiedliche Anforderungen nebeneinander und nötigt so zu schnellen Wechseln in Spieltechniken und Klangfarben. In beiden Fällen können die zwei Damen und zwei Herren eine gelungene Wegbeschreibung gestalten, die sowohl das klassische Quartett als auch total chromatische, bis auf einen motivischen Grundkeim ohne Thema auskommende jüngere Werk in einer so einnehmenden Weise präsentieren, dass auch dieses zum Hörerlebnis wird.

The Jupiter String Quartet has brought together two special works of string quartet literature. Both works are intended by the composer as a unity without pauses between movements. And both works were written, so to speak, albeit for different reasons, without their creator being able to hear them at once. While in Beethoven’s case the reason was his deafness, György Ligeti initially created his work for the drawer because he could not have his new ways performed in the communist Hungary of the time.
The Jupiter String Quartet presents this exciting combination in an extremely winning interpretation. Beethoven’s work has accompanied the four musicians for a long time and the musicians have now recorded what is their present view. On the one hand this allows a deep penetration of the musical material, but on the other hand it also allows freshness and spontaneity, thus creating a lively mixture.
While Beethoven requires greater distances and scope for development, Ligeti often abruptly juxtaposes completely different demands. In both cases, the two ladies and two gentlemen are able to create a successful route map, presenting both the classical quartet and the totally chromatic younger work in such an engaging way.

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