Franz Schubert: Streichquartette Nr. 10 Es-Dur D 87 und Nr. 15 G-Dur D 887; Jubilee Quartet (Tereza Privratska, Julia Loucks, Violine, Lorena Cantó Woltèche, Viola, Toby White, Cello); 1 CD Rubicon RCD1082; Aufnahme 04.2022; Veröffentlichung 11.11.2022 (79'21) – Rezension von Uwe Krusch

Die beiden auf dieser CJubilee Quartet zeigt exzellent die Abgründe bei Schubert D gespielten Quartette zeigen zwei sehr unterschiedliche musikalische Charaktere, das heitere jugendliche Es-Dur-Quartett und das dunkle G-Dur-Werk.

Das Jubilee Quartet ergeht sich beim Es-Dur Werk dessen jugendlichem Flair. Im Kopfsatz eröffnen sie mit einem charmant feinsinnigen Ansatz voller Anmut. Im anschließenden Scherzo, das hier an zweiter Stelle steht, zeigen sie mit einem etwas raueren Ton in den auftaktgeprägten Oktavsprüngen quasi eine halbstarke Lausbubigkeit. Bei dem eingefügten Trio wechseln sie in ein deutlich langsameres Tempo, wie man es sonst kaum einmal hört. Dadurch betonen sie den Gegensatz, den dieser traurige Ländler bietet, besonders. Auch das Adagio kosten sie mit nuanciert ruhigem Ansatz aus. Das abschließende Allegro findet dann bei ihnen wieder zu der lebensfrohen Seite zurück.

Das seit gut 15 Jahren zusammen spielende Quartett ist ein ausgewogenes Ensemble. Zuerst ist das einheitliche Erscheinungsbild zu hören. Erst aus ihm heraus heben sich die einzelnen Stimmen hervor. Kein Mitglied wird über Gebühr herausgehoben, also auch nicht etwa die Primaria. Alles bettet sich ineinander. Trotzdem wird die Musik durchsichtig präsentiert.

Das späte Quartett eröffnen die Vier mit fast schon zu schön artikulierten weich gestrichenen Akkorden, die einen sofort in die traumhafte Welt von Schubert eintauchen lassen. Sehr leise und zurückhaltend tasten sie sich in dieses Werk hinein. So eine vorsichtige Annäherung habe ich noch nicht gehört, warum eigentlich nicht? Der zweite langsame Satz ist eine radikale, trostlose Auseinandersetzung mit den Themen Dur und Moll, Leben und Tod, Mensch und Gott. Diese Spannungsbreite bringt das Quartett zugleich beängstigend und wunderbar zum Klingen. Vom fahlen Pochen bis zum eruptiven Ausbruch reicht ihre Palette, immer auf der Grundlage eleganter Tonbehandlung. In der bestens austarierten und einen gesunden Klang bietenden Aufnahme wird das Scherzo dann weniger gespenstisch und scharf angeboten, als nach dem zuvor Gehörten zu erwarten war. Das eingebettete Trio gibt sich traumhaft. Erst die Reprise des Scherzo erzählt dann Spukgeschichten.

Das Finale ist ein ständiges Vexierspiel der Harmonien und melodischen Richtungen, das im wilden Galopp eines Sechsachteltaktes von dem Jubilee Quartet mit nicht nachlassender Energie zubereitet wird. Auch in der resignativen e-Moll-Phrase kurz vor Ende, dem einzigen Ruhepunkt in dem atemlosen Satz, wart das Ensemble trotzdem die Spannung, bis sie das Ende in strahlendem G-Dur ausklingen lassen – scheinbar.

The two quartets show two very different musical characters. There is the cheerful youthful E-flat major quartet and the dark G major work.

The Jubilee Quartet indulges in the E-flat major work’s youthful flair. In the opening movement, they open with a charmingly subtle approach full of grace. In the ensuing Scherzo, which comes second here, they display a somewhat rougher tone in the octave leaps marked on the upbeat, almost a half-strong rascality. In the inserted trio, they switch to a much slower tempo, the likes of which one rarely hears. In this way they particularly emphasize the contrast that this sad Ländler offers. They also savor the Adagio with a nuanced, quiet approach. The concluding Allegro then finds them back to the joyful side.

The quartet, which has been playing together for a good 15 years, offers a balanced ensemble image. The four players blend their sound into a unified image. First the uniform appearance is heard. Only out of it do the individual voices stand out. No member is unduly emphasized, not even the primaria. Everything embeds itself in each other. Nevertheless, the music is presented transparently.

The four open the late quartet with almost too beautifully articulated, softly bowed chords that immediately immerse one in the dreamlike world of Schubert. Very quietly and cautiously they feel their way into this work. I have yet to hear such a cautious approach, in fact why not? The second slow movement is a radical, bleak exploration of major and minor themes, life and death, man and God. The quartet makes this range of tension sound at once frightening and wonderful. From pale throb to eruptive outburst, their palette ranges, always based on elegant treatment of tone. In this superbly balanced recording, which offers a healthy sound, the Scherzo is then offered in a less haunting and sharp manner than might have been expected from what we have heard before. The embedded trio comes off as dreamlike. Only the recapitulation of the Scherzo then tells haunting stories.

The finale is a constant conundrum of harmonies and melodic directions, prepared in the wild gallop of a six-eighth time signature by the Jubilee Quartet with unflagging energy. Even in the resigned E minor phrase near the end, the only resting point in the breathless movement, the ensemble nonetheless maintains the tension until they let the ending fade into radiant G major – apparently.

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