Joseph Ignaz Schnabel, Missa in As (Belagerungsmesse), Gitarrenquintett; Ewa Biegas, Sopran, Ewa Marciniec, Mezzosopran, Krystian Krzeszowiak, Tenor, Grzegorz Piotr Kolodziej, Bariton, Konzertchor Darmstadt, Beethoven Akademie Orchester Krakau, Wolfgang Seeliger; 1 CD Dux 1108; 10/13 (o.A.) – Rezension von Remy Franck

Beim Festival ‘Musica Sacromontana’ in der polnischen Stadt Gostyn (ca. 60km nördlich von Breslau) sang der Konzertchor Darmstadt in der eindrucksvollen barocken Wallfahrtskirche ‘Swieta Gora’ die Erstaufführung einer rekonstruierten Messe des deutsch-polnischen Komponisten Joseph Ignaz Schnabel (1767-1831). Die Messe wurde auch von Dux aufgenommen.

Schnabel stammte aus einer Musikerfamilie und wurde schon früh von seinem Vater musikalisch unterrichtet. Als Kind war er Chorsänger der Vincenzkirche in Breslau, und weil er Priester werden wollte, besuchte er ab dem 12. Lebensjahr das St. Matthiasgymnasium. Durch einen Sturz ins Wasser zog er sich ein chronisches Ohrenleiden zu, weshalb er nicht mehr für eine Priesterlaufbahn als geeignet angesehen wurde, aber Musiker konnte er werden. Oh Gott!

Er brachte das Musikleben in Breslau mit vielen Initiativen auf Trab und komponierte hauptsächlich instrumental begleitete Kirchenmusik. Mit ihr begründete er eine speziell schlesische Tradition, die auch als Breslauer Schule bezeichnet wird. Schnabels wohl bekannteste Arbeit ist seine Bearbeitung einer im Archiv des Breslauer Doms gefundenen Weihnachtspastorale eines unbekannten Komponisten aus dem frühen 18. Jahrhundert, ‘Transeamus usque Bethlehem’, die heute zum Standardrepertoire vieler Kirchenchöre gezählt werden darf.

Die ‘Belagerungsmesse’ entstand 1806, als sich Schnabel vor den Truppen Napoleons unter dem Altar der Bartholomäus-Kirche in Breslau versteckt hielt. Die Komposition zeichnet sich durch eine einfache, flüssige und gefällig-eingängige Melodik aus, die Dirigent Wolfgang Seelinger mit großer Natürlichkeit zum Wirken bringt. Seelinger forciert weder Tempi noch Dynamik und kommt damit auch seinen Sängern und Musikern entgegen, die ein biegsames und doch stets präzises Ensemble bilden. Sehr gelungen ist auch die weiche und austarierte Überblendung der Klangebenen von Chor, Vokalsoli und Orchester.

Das zweite Stück zeigt uns einen auch in profaner Musik erfolgreichen Schnabel, der mit dem Quintett für vier Streicher und Gitarre ein apartes Stück geschrieben hat, welches das Karol Lipinski Ensemble engagiert spielt.
Eine interessante CD, die zwei ganz unterschiedliche Facetten des Komponisten Joseph Schnabel zeigt.

Joseph Schnabel’s music is pleasant, with plenty of easy melodic lines. It comes to blossom in the excellent performances brought together on this disc.

 

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