Josep Pons
(c) Igor Studio

Die Deutsche Radio Philharmonie (DRP) hat ihre Saison 2025/26 im SR-Funkhaus auf dem Saarbrücker Halberg vorgestellt. Remy Franck war für Pizzicato dabei.

Nach dem Weggang von Pietari Inkinen übernimmt jetzt der spanische Dirigent Josep Pons die Position des Chefdirigenten und Künstlerischen Leiters. Die Freude über diese Ernennung sei allgemein und insbesondere beim Orchester « emotional groß » gewesen, betonte der Intendant des Saarländischen Rundfunks, Martin Grasmück.

Alle Redner wiesen auf die Absicht von Josep Pons hin, die Musik in einen gesellschaftlichen Kontext zu stellen, sie als Element des Zusammenhalts in der Gesellschaft zu benutzen. « Zukünftig möchten wir neue Wege in der Beziehung zwischen Orchester und Gesellschaft erkunden und öffnen. Und wir wollen erforschen, wie man mit der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts durch dieses kostbare und ewige Gut kommunizieren kann, das uns als Menschheit glücklicherweise erlöst: die Musik“, erläuterte Pons seine Motivation. Er habe als Operndirigent am Liceu in Barcelona viel über das symphonische Konzert nachgedacht und festgestellt, dass sowohl  alle Abläufe als auch die Programme sich im Laufe des 20. Jahrhunderts wenig verändert haben. Dem wolle er innovativ entgegenwirken, sagte Pons.

Josep Pons (c) Pasquale Dangiolillo

Dafür benutzt er für seine erste Saison und darüber hinaus die mehrjährige Programmlinie Visions of Europe, die musikalische, historische und kulturelle Perspektiven des Kontinents beleuchtet und dafür die musikalische Säulen Europas benutzt

Innerhalb von Visions of Europe entfalten sich weitere thematische Schwerpunkte. Die Reihe ‘Die Welt von gestern’ nimmt Bezug auf Stefan Zweigs gleichnamige Erinnerungen. Einen weiteren Schwerpunkt bildet das Projekt ‘Universum Hildegard“, das Hildegard von Bingen gewidmet ist. Kein Wunder, dass Orchestermanagerin Maria Grätzel sagt: « Josep Pons denkt anders als viele andere Dirigenten ». Markant seien dabei die « kulturhistorischen Zusammenhänge », wie Grätzel unterstrich. Das sieht man sehr gut an zwei Beispielen. So beginnt sein Konzert ‘Musik an Europäischen Höfen’ mit einem Werk des Renaissance-Komponisten John Dowland, gefolgt von Beethovens Violinkonzert (mit Frank-Peter Zimmermann). Dann wird das Zeitrad zurückgedreht zu Jean-Philippe Rameaus Suite Dardanus und wieder vorwärts zu Ravel mit dem Tombeau de Couperin, ein Werk, das seinerseits in die Vergangenheit zurückleuchtet.

In einem weiteren Konzert ‘Wien 1900’ bleibt Pons zwangsläufig zeitlich genau im Rahmen, aber beleuchtet das Thema gattungsübergreifend mit Musik von Johann Strauß, Alban Bergs Sieben frühen Liedern, einer Auswahl aus  Mahlers Des Knaben Wunderhorn sowie Auszügen aus Franz Lehárs Operette Die lustige Witwe. Gewagt und interessant!

In dieser Hinsicht ist auch eine Aussage des Dirigenten Pons wichtig, die er im Laufe der Pressekonferenz machte, als er auf den Klang des Orchesters angesprochen wurde. Er unterstrich dabei, es gehe ihm vor allem um Transparenz, aber ein Orchester müsse sicherlich nicht ‘einen’ Klang haben, sondern es solle flexibel bleiben und sich den jeweiligen Komponisten anpassen. Das sollte sich dann bei stilistisch so unterschiedlichen Programmpunkten wie denen seiner Konzerte zeigen.

Pons sagt: « Es wäre doch gut, wenn die in Berlin oder Münchens sagen ‘Hey, was machen die da in Saarbrücken?' »

Josep Pons
(c) Igor Studio

Neben Josep Pons und dem Ersten Gastdirigenten Michael Schønwandt stehen u.a. Martyn Brabbins, Marzena Diakun, Kevin John Edusei, HK Gruber, Manfred Honeck, Pietari Inkinen, David Reiland, Jonathan Stockhammer und Masato Suzuki am Pult der DRP. Zu den Solisten zählen u.a. der Pianist Paul Lewis, die Geiger Arabella Steinbacher und Frank Peter Zimmermann, der Bratschist Brett Dean, Creative Partner der Saison, der Cellist Sheku Kanneh-Mason und – weil die Stimme ja Instrument des Jahres 2025 ist – besonders viele Gesangssolisten, darunter Marianne Crebassa, Katharina Konradi, Christina Landshamer, Julia Lezhneva und Bo Skovhus.

Bemerkenswert ist ebenfalls, dass in der Saison 2025/26 elf Werke von Komponistinnen aufgeführt werden, darunter These Worlds In Us von Mizzy Mazzoli, Callirhoë von Cécile Chaminade oder Wiegenlied der koreanischen Komponistin Eun-Hwa Cho. Bei letzterem handelt es sich um eine Uraufführung. Neben Chos Wiegenlied gibt es drei weitere Uraufführungen: das Oratorium ‘Hildegard’ für Sopran, Bariton, Chor und Orchester von Roland Kunz basierend auf Texten der Heiligen Hildegard von Bingen, das Poem für Sopran und Bass-Bariton nach einem Text von Elke Heidenreich von Marc-Aurel Floros sowie Arcipelaghi insonni von Pasquale Punzo, das 2023 im Rahmen der Kompositionswerkstatt der DRP den Théodor-Gouvy-Preis erhielt.

Ein Schwerpunkt der Saison 2025/26 liegt auf der musikalischen Bildungsarbeit. Mit dem neuen Format ‘Klassik macht Schule’ geht die DRP in die Klassenzimmer: Ergänzt wird das Vermittlungsangebot durch die etablierten Reihen ‘Musik für junge Ohren’, Schul- sowie Familienkonzerte, die junge Zuhörer für symphoniesche Musik begeistern.

Die beliebten Ensemblekonzerte, ‘moments musicaux’ werden 2025/26 fortgeführt und ausgebaut, auch im nahen Frankreich. Erstaunlicherweise bleibt Luxemburg dabei außen vor. Mit den informellen Kneipenkonzerten  entstehen neue, niederschwellige Zugänge zur Musik.

Das ist insgesamt ein aufwendiges und sicherlich auch nicht billiges Programm, was natürlich die Frage der Finanzierung aufwirft, gerade im Hinblick auf die Sparmaßnahmen, die innerhalb der ARD-Sender ein wichtiges Thema sind. Intendant Martin Grasmück sagte auf unsere Frage hin, er werde alles unternehmen, um das Orchester sicher durch diese schwierige Zeit mit ihren finanziellen Herausforderungen zu führen. Es sei ihm ein wichtiges Anliegen, in der Rundfunklandschaft vor allem die wertvollen Inhalte zu schützen und dazu gehöre auch die Hochkultur.

Josep Pons, der ja viele Aufnahmen mit anderen Orchestern gemacht hat, überlegt, so sagte er auf unsere diesbezüglicher Frage hin, auch mit dem DRP-Orchester eine neue Aufnahmereihe zu machen. Er habe das Thema schon mit Harmonia Mundi angesprochen. « Wichtig ist eine Programmlinie zu finden, die für das Label interessant ist und auch zum Orchester passt. »

Alle Informationen zur Saison 2025/26  finden sich auf der Homepage des Orchesters www.drp-orchester.de. Online-Tickets sind unter www.drp-orchester.reservix.de erhältlich.

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