Carl Nielsen: Violinkonzert; Jean Sibelius: Violinkonzert; Johan Dalene, Violine, Royal Stockholm Philharmonic Orchestra, John Storgards; 1 SACD BIS 2620; Aufnahme 06.2021, Veröffentlichung 04.03.2022 (73'32) – Rezension von Uwe Krusch

Der junge schwedische Geiger Johan Dalene hat mit den Konzerten von Jean Sibelius und Carl Nielsen zwei der mindestens technisch anspruchsvollsten Solokonzerte eingespielt. Während das letztgenannte Konzert sich großer Bekanntheit und Zustimmung erfreut, steht das Werk von Nielsen etwas im Schatten. Die Auseinandersetzung mit dem frühen Konzert des Dänen lohnt sich aber immer wieder.

Dalene gelingt es, mit geschmeidig federnden Interpretationen, die Stücke wie unter nordisch sanftem Licht zu gestalten. Rhythmische Überakzentuierung, wie sie gerne am Anfang des dritten Satzes bei Sibelius eingesetzt wird, ist nicht sein Ansinnen. Mit einem schlanken, immer klangschönen Spiel zeigt er eindrucksvoll, dass er aus der Musik die sanglichen Elemente besonders ansprechend heraus formulieren kann. Dass daneben das Aufzeigen der Formen und Strukturen trotzdem nicht zu kurz kommt, ist gesichert. Ihm gelingt eine gute Balance zwischen jugendlichem Drang und gereiftem Zugriff, so dass seine Deutung ebenso erwachsen wie frisch und natürlich klingt.

John Storgards gibt mit dem Königlichen Philharmonischen Orchester Stockholm die selbstbewusste, aber den Solisten nicht strapazierende musikalische Umgebung, in die hinein Dalene seinen Part einbetten kann, ohne zugedeckt zu werden.
The young Swedish violinist Johan Dalene has recorded two of the at least technically most demanding solo concertos, the concertos by Jean Sibelius and Carl Nielsen. While the latter concerto enjoys wide recognition and acclaim, the Nielsen work is somewhat overshadowed. However, the exploration of the Dane’s early concerto is always worthwhile.

Dalene’s supple, flexible interpretations succeed in making the pieces seem as if they were played under a gentle Nordic light. Rhythmic over-accentuation, as is often employed at the beginning of the third movement in Sibelius, is not his intention. With a slender, always beautiful playing, he shows impressively that he can formulate the vocal elements out of the music in a particularly appealing way. In addition to this, the pointing out of forms and structures is not neglected. He achieves a good balance between youthful urge and mature access, so that his interpretation sounds as adult as fresh and natural.
John Storgards and the Royal Stockholm Philharmonic Orchestra provide a self-confident musical environment that does not strain the soloist and into which Dalene can embed his part without being covered up.

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