Remy Franck mit dem Geiger Francis Rosner bei einem 'Musicroissant' im Jahre 1975

Es scheint, als sei ich aufgerufen, einen Satz zu erklären, der für Unmut gesorgt haben soll. Im Beitrag « Luxemburger ‘Jeunesses Musicales’ aufgelöst » auf dieser News-Seite steht (immer noch) zu lesen: « Insider werfen dem langjährigen Präsidenten Jean Wenandy vor, die Zeichen der Zeit nicht erkannt und untätig zugesehen zu haben, wie die Vereinigung so sehr schwächelte, dass schließlich nur der Gnadentod möglich war. »

Dass die ‘Jeunesses Musicales’ im Vergleich zu den Subventionen, die in diesem Lande andere für Jugendarbeit bekommen, zu wenig Geld hatten, ist klar. Doch konnten sie erwarten mehr Geld zu erhalten, bei dem geringen Output und vor allem bei der ‘Verheimlichung’ ihrer Aktivitäten? Wie sollen öffentliche Instanzen auf etwas reagieren, was nicht wirklich publik wird? In der kulturellen Arbeit ist PR heute etwas ungemein Wichtiges, um nicht zu sagen Lebensnotwendiges. Und PR ist etwas, was dem Vorsitzenden der JM, Jean Wenandy, so unwichtig war, dass er nicht einmal bei den Feierlichkeiten zum  65. Geburtstag der ‘Jeunesses Musicales’ im Oktober 2011 im hauptstädtischen ‘Cercle Municipal’ motiviert war, die Wichtigkeit der JM und die Tragweite ihrer Aktivitäten zu unterstreichen. Da ich bei dieser gemeinsamen Feier, wo Pizzicato seinen 20. Geburtstag feierte, nach Jean Wenandy am Rednerpult stand, war mir das Fehlen einer Präzisierung der Bedeutung der JM so peinlich, dass ich in meiner eigenen Rede meinen vorbereiteten Text verließ, um zunächst einmal die Wichtigkeit der JM zu unterstreichen und ihre Verdienste um das Musikleben hervorzuheben.

Dass für die ‘Jeunesses Musicales’ heute kein Platz im Luxemburger Musikleben sei, stimmt nicht. Die heute wichtigsten Veranstalter von Jugendkonzerten konzentrieren sich hauptsächlich auf die Hauptstadt. Kinder und Jugendliche in Petingen, Rümelingen, Redingen, Diekirch, Wiltz und vielen anderen Ortschaften gehen leer und ‘unsensibilisiert aus. Ihnen hätten die JM mit Unterstützung der Gemeinden attraktive (und ich unterstreiche: attraktive) Jugendkonzerte anbieten sollen. Die Gemeindeverwaltungen hätten solche Angebote nicht abgelehnt! Den JM fehlte es leider in den letzten Jahren ganz einfach an der nötigen Dynamik!

Und wenn ich schon angeregt werde, mich zu erklären, muss ich auch sagen, dass Misswirtschaft in letzter Zeit genau so offensichtlich war wie im Frühjahr 2000, als ich die JM als Generalsekretär verließ. Damals warf ich dem Präsidenten der JM vor, Gelder, die für die Jugendarbeit zugestanden worden waren, für die ‘Soirées de Luxembourg’ zu verwenden. In letzter Zeit soll es, dem Vernehmen nach, genau umgekehrt gewesen sein. Eine Subvention der Stadt Luxemburg, die für die ‘Soirées de Luxembourg’ bestimmt war, wurde für Jugendarbeit genutzt. Wie hätte es auch anders sein können, hatten die JM doch kampflos die ‘Soirées de Luxembourg’ dem Platzhirschen überlassen. Da war von Seiten der Hauptstadt nichts mehr zu unterstützen. Während einigen Jahren war diese Tatsache der Stadtverwaltung entgangen, und als man endlich darauf aufmerksam wurde, dauerte es nicht lange, bis die unrechtmäßige Subvention gestrichen wurde. Das wurde den JM schließlich zum Verhängnis.

Zum Ende der ‘Jeunesses Musicales du Luxembourg’ mag die Stärke anderer Veranstalter beitragen haben, aber die Hauptschuld liegt in der inneren Schwäche! Und man glaube ja nicht, ich bedauere dieses Absterben einer der wichtigsten Musikvereinigungen des Landes nicht zutiefst und sie schmerze mich nicht. Dafür habe ich zu viel Kraft in die JM gesteckt, ihnen zu viel Zeit geopfert, zu viele Ideen in ihrem Rahmen durchgesetzt, angefangen von Jugend-Kammerkonzerten und den von mir ins Leben gerufenen ‘Musicroissants’, bis zum erfolgreichen Aufbau von Luxemburgs einziger Musikzeitschrift ‘Pizzicato’. Von 1968 bis ins Jahr 2000 habe ich mich bei den JM um Jugendarbeit gekümmert, während andere die JM vor allem benutzten, um sich mit den Erwachsenenzyklen ‘Soirées de Luxembourg’ zu profilieren und die Jugendarbeit als sekundär ansahen. Wer es wagt, das zu bestreiten, dem stelle ich an dieser Stelle gerne redaktionellen Platz zur Verfügung!

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