Bela Bartok: Streichquartette Nr. 1, 3 und 5; Jerusalem Quartet (Alexander Pavlovsky, Sergei Bresler, Violine, Ori Kam, Viola, Kyril Zlotnikov, Cello); 1 CD Harmonia Mundi HMM902667; Aufnahme 03/2019, Veröffentlichung 27/11/2020 (77'31) – Rezension von Uwe Krusch

Für die einen gehören sie unumstößlich zum Kanon, für andere mögen die Streichquartette von Bartok ein Anknüpfungspunkt sein, um sich mit der musikalischen Entwicklung dieses Komponisten auseinander zu setzen. Denn Bartok hat sich seine gesamte Schaffenszeit über mit diesem Genre beschäftigt und hieran auch, anknüpfend bei Beethoven, seinen Stil entwickelt.

Das Jerusalem Quartett hat bereits vor vier Jahren die geradzahligen Quartette eingespielt, nunmehr folgen die drei ungerade nummerierten. Auffallend ist die die gleichmäßige Behandlung der vier Stimmen, die einerseits einen gut durchschaubaren Ensembleklang gestattet, andererseits aber auch die Gestaltung jeder einzelnen Stimme ins rechte Licht setzt, ohne deswegen den hervorgehoben Strahl auf sie zu richten. Mit wie nicht anders zu erwarten technisch hochwertigen Darbietungen zeigen sie die Werke in einem ebenso belebt eleganten Ton wie sie die in allen Stücken gegebene Atonalität nicht verstecken. Da wird nichts verklebt oder vernuschelt, sondern alles plastisch und piekfein artikuliert. Doch gelingt es ihnen eben auch, Bartok als hörenswerten Linienentwickler zu zeigen und nicht als abschreckenden Tüftler für moderne Ideen. So wird beispielsweise die Spiegelstruktur des 5. Quartetts ebenso plastisch hörbar wie die komplexe strenge Fuge im ersten Satz des ersten Quartetts so beredt erklingt, dass es nicht anstrengend ist, ihr zu lauschen. Was will man mehr, noch mehr Intensität und Gefühl? Das wäre dann vielleicht doch etwas zu viel bei Bartok.

Das Aufnahmeteam hat mit einem kammermusikalisch intensiv ausgeleuchteten Klangbild, das aber nicht bedrängt, seines dazugetan, um diese Einspielung zum Gelingen zu führen.

For some, they are part of the canon, for others, Bartok’s string quartets may be a starting point for exploring the composer’s musical development. For Bartok has been involved with this genre throughout his entire career and, like Beethoven, it helped him to develop his own style.
The Jerusalem Quartet already recorded the even-numbered quartets four years ago, now the three odd-numbered ones are to follow. What is striking is the even treatment of the four voices, which on the one hand allows for a clear ensemble sound, but on the other hand also puts the arrangement of each individual voice in the right light, without directing the highlighted ray of light at it.
The technically flawless performances are well articulated, lively and elegant without hiding the atonality that is present in all the pieces. But the Jerusalem Quartet also succeeds in showing Bartok as a line developer worth listening to and not as a deterrent tinkerer for modern ideas. The mirror structure of the 5th quartet, for example, becomes just as vividly audible as the complex strict fugue in the first movement of the first quartet sounds so eloquent that it is not exhausting to listen to it. What more could one want, maybe more intensity and feeling? That would perhaps be a little too much with Bartok.
The recording team has done their best to make this recording a success.

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