Georg Caspar Schürmann: Jason oder die Eroberung des Goldenen Vließes; Hanna Zumsande, Santa Karnite, Catherina Witting, Sopran, Genevieve Tschumi, Mezzosopran, Ralf Grobe, Andreas Heinemeyer, Konstantin Heintel, Bass, Barockwerk Hamburg, Ira Hochman; 2 CDs cpo 555339-2; Aufnahme 10.2019, Veröffentlichung 03. + 04.2022 (108') - Rezension von Uwe Krusch

Das Ensemble ‘barockwerk hamburg’ widmet sich unter der Leitung seiner Dirigentin Ira Hochman vergessenen Barockopern. Der Spielplan aus dem Barock der Oper am Gänsemarkt in Hamburg bietet dazu immer wieder Ansatzpunkte. Bereits die zweite Einspielung einer Oper von Georg Caspar Schürmann wird hier vorgestellt. Nach ‘Die getreue Alceste‘ wird nun in einer auf rund zwei Stunden gekürzten Fassung ‘Jason oder die Eroberung des Goldenen Vließes‘ geboten. Diese im Sinne des damaligen Publikums ausgerichtete Oper bietet ein komisches Paar, eine Mischung aus deutschen und italienischen Texten, eine reiche Palette an musikalischen Schmankerln und verzwickte Geschichten mehrerer Liebespaare im Umfeld der Rückholung des Goldenen Vließes durch Jason. Die Handlung, Informationen zur Zusammenstellung dieser Fassung, zu den Interpreten und das Libretto werden im Beiheft mitgegeben. Das umfasst auch Hinweise zur Autorschaft.

Die musikalischen Besonderheiten zeigen sich an vielen Stellen. Beispielhaft seien der eröffnende Jubelchor anstelle einer französischen Ouvertüre, die Arie der Medea, ‘Die Hoffnung kann dich glücklich machen‘, mit einem in hohe Lage gehenden Violinsolo, oder die erste Arie des Stiro, ‘Gelosi pensieri‘ genannt, wo im Gegensatz das Fagott in tiefste Tiefe absteigt, um die trübe Stimmung des unglücklich Verliebten zu untermalen. Oder auch, wenn Sechzehntel in den Streichern das Ausstreuen der Schlangenzähne symbolisieren, wird diese bildhafte Tonsprache sehr deutlich formuliert.

In einer abwechslungsreichen Reihe von Rezitativen und Arien, durchsetzt mit instrumentalen Zwischenspielen, entsteht so eine hörenswerte Oper. Ira Hochman hat ihr Ensemble zu einem lebendig und ausgefeilt agierenden Orchester geformt, das sich mit viel Zuspruch dieser neu zu entdeckenden Werke annimmt. Die Musik wird rhetorisch sprechend und technisch versiert gespielt, so dass hier bereits die kompositorischen Schätze gehoben werden.

Die zwölf Personen des Librettos sind mit acht Sängern besetzt. Drei Soprane, Mezzosopran und Tenor sowie drei Bässe sind dabei die Stimmlagen. Die Hauptrolle der Medea wird von Hanna Zumsande alles in allem überzeugend gesungen. Santa Karnite als Pallas und Phoebus hebt sich aus der Riege der Singstimmen mit ihrer zu spitzen und wenig angenehmen Stimme so heraus, dass auch ihre Intonation nicht immer voll überzeugt. Bei Catherina Witting, der dritten Sopranistin, in der komischen Rolle der Filaura gibt es auch Anklänge an spitze Töne; insgesamt aber überzeugt sie deutlich stärker mit sicherer Tonhöhe und gestalterischer Akkuratesse. Ihr merkt man auch den Spaß an dieser Rolle an. Die Mezzosopranistin Genviève Tschumi als Hissifila gelingt eine gut austarierte Gestaltung ihrer Rolle, doch auch ihre hohen Töne wissen die Ohren zu pieken.

Bei den männlichen Stimmen singt der Tenor Mirko Ludwig den Sarfax sicher und ausgewogen, in höheren Töne gering angestrengt. Die drei Bässe zeichnen sich alle durch hellere Bassastimmen aus, die leichter und nicht tiefschwarz sind. Ralf Grobe als Assirtus fällt gegenüber den beiden Kollegen, Andreas Heinemeyer vor allem als Jason und Stiro sowie Konstantin Heintel als Eeta in der Ausformung und Qualität leicht zurück. Die letzten beiden dagegen gestalten ihrer Partien sicher.

Under the direction of its conductor Ira Hochman, the ensemble ‘barockwerk hamburg’ is dedicated to forgotten baroque operas. The baroque repertoire of the Oper am Gänsemarkt in Hamburg allows for interesting discoveries. Already the second recording of an opera by Georg Caspar Schürmann is now released. After ‘Die getreue Alceste’, ‘Jason oder die Eroberung des Goldenen Vließes’ can be heard in a version shortened to about two hours. This opera, designed with the audience of the time in mind, features a comic couple, a mix of German and Italian lyrics, a rich palette of musical delights, and intricate stories of several pairs of lovers surrounding Jason’s retrieval of the Golden Fleece. The plot, information on the composition of this version, the performers, and the libretto are included in the booklet. This also includes notes on authorship.
The musical features are evident in many places. Examples are the opening jubilant chorus instead of a French overture, the aria of Medea ‘Die Hoffnung kann dich glücklich machen’ with a violin solo going into the high register, or the first aria of Stiro ‘Gelosi pensieri’, where in contrast the bassoon descends into the deepest depths to underline the gloomy mood of the unhappy lover. Or also when sixteenth notes in the strings symbolize the scattering of the snake’s teeth, this figurative tonal language is formulated very clearly.
With a varied series of recitatives and arias, interspersed with instrumental interludes, this is truly an opera worth hearing. Ira Hochman has formed the ‘barockwerk hamburg’ into a lively and polished orchestra that takes on these newly discovered works with great success. The music is played in a rhetorically eloquent and technically accomplished manner, so that the compositional treasures are already being unearthed here.
The twelve characters of the libretto are cast with eight singers. Three sopranos, mezzo-soprano and tenor as well as three basses are the vocal parts. The main role of Medea is sung convincingly by Hanna Zumsande. Santa Karnite sings the roles of Pallas and Phoebus with a not very pleasant, all too sharp voice, and also her intonation is not always fully convincing. With Catherina Witting, the third soprano, in the comic role of Filaura, there are also some sharp tones; overall, however, she is clearly more convincing with secure pitch and theatrical accuracy. One also notices her enjoyment of this role. The mezzo-soprano Genviève Tschumi as Hissifila succeeds in a well-balanced shaping of her role, but also her high notes know how to prick the ears.
Among the male voices, the tenor Mirko Ludwig sings Sarfax securely and balanced, in higher notes slightly strained. The three basses are all characterized by lighter bass voices, lighter and not deep black. Ralf Grobe as Assirtus falls slightly behind in shaping and quality compared to his two colleagues, Andreas Heinemeyer especially as Jason and Stiro and Konstantin Heintel as Eeta. The last two, on the other hand, are confident in their parts.

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