Hidden Violin; Paul Gracyna Bacewicz: Oberek No. 1, Polish Capriccio for solo violin; Mieczyslaw Karlowicz: Serenade for Strings in C major op. 2; Witold Lutosławski: Recitativo e arioso; Iganacy Jan Paderewski: Mélodie op. 16/2; Ludomir Rozycki: Melodien op. 5; Karol Szymanowski: Tanz (Harnasie', Henryk Wieniawski: Légende in G minor, Op. 17, Polonaise brilliante No. 1 in D major, Op. 4; Janusz Wawrowski, Violine, José Gallardo, Klavier, 1 CD Warner 9 55705 8; Aufnahmen 08/2018, Veröffentlichung 03/2019 (41'48) – Rezension von Uwe Krusch

Einer der profiliertesten polnischen Geiger unserer Zeit entdeckt eine Geige? Das mag zunächst überraschen. Die Geige, um die es geht, ist eine Stradivari aus dem Geburtsjahr von Johann Sebastian Bach, also 1685. Sie entstand in der Phase zwischen den Lehrjahren bei Amati und der eigenen goldenen Periode von Stradivari. In Größe, Form und Sorgfalt der Bearbeitung zeigt sie schon viele Merkmale der großen Exemplare.

Verborgen war sie mehr als 40 Jahre, weil sich sie in Privatbesitz befand und nur einmal jährlich bei einem Hauskonzert gespielt wurde. Dadurch hat sie sich perfekt im Original erhalten. 2018 wurde sie an einen wohlhabenden Polen verkauft und kam zu Janusz Wawrowski. Der darf ihr nun die in dem perfekten Instrument vorgegebenen Eigenschaften hervorkitzeln. Auch ihr Klang ist dem einer tiefen Frauenstimme angelehnt, da diese, wie Stradivari meinte, die höchste Anziehungskraft erzielt.

Damit ist nach dem Zweiten Weltkrieg die erste Stradivari nach Polen zurückgekehrt, nachdem August der Starke eine komplette Ensemblebesetzung nach Polen erworben hatte und später viele Solisten dieser Nation Instrumente dieses Geigenbauers spielten. Im Krieg ging das alles verloren.

Janusz Wawrowski hat nun zusammen mit José Gallardo ein Kaleidoskop polnischer Kompositionen eingespielt. Die ein bis sechs Minuten dauernden Preziosen der Violinliteratur, wohl zumeist als Zugaben gespielt, werden hier jedoch als ernstzunehmende Stücke angesehen. Wer eine zirzensische Darbietung erhofft, wird enttäuscht. Natürlich agiert Wawrowski mit einer hervorragenden technischen Qualität und ihm sind keine Ausgestaltungen unbekannt oder zu schwer und so kann er sich ganz auf das Musizieren konzentrieren. Das gestaltet er dann sensibel und lyrisch, achtet darauf, die Musik klanglich auszukosten und alle Nuancierungen zu zeigen, die möglich sind.

Der Pianist ist ein versierter Begleiter, der diesen Ansatz makellos mitträgt. Die technische Realisierung lässt ebenfalls keine Wünsche offen. Mit knapp 42 Minuten Spielzeit ist die Auswahl sicherlich eng gefasst.

A Stradivari violin from 1685, which was only privately played over many years, has now been given on loan to the outstanding Polish violinist Janusz Wawrowski. He presents the precious instrument in a superbly performed collection of small pieces written by Polish composers.

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