Johannes Brahms: Symphonie Nr. 2; Leos Janacek: Glagolitische Messe; Tatiana Monogarova, Marina Prudenskaja, Ludovit Ludha, Peter Mikulas, Chor des Bayerischen Rundfunks, Orchester des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons; 1 Blu-ray Arthaus Musik 108080; Bild HD 16:9; Stereo & Surround; Live 3/12 (88') – Rezension von Remy Franck

Nachdem das Label BR Klassik die 2. Symphonie von Johannes Brahms mit dem Hausorchester unter Jansons auf CD veröffentlichte, bringt dieser Mitschnitt eines Konzerts im KKL Luzern eine weitere Interpretation dieses Werks, die den guten Eindruck bestätigt, den wir von dem ziemlich genau sechs Jahre zuvor entstandenen Mitschnitt aus München hatten. Die warmherzige, betont lyrische Interpretation der 2. Symphonie von Johannes Brahms ist ein Genuss für Ohr und Seele. Mariss Jansons pflegt die idyllische Seite der Musik, lässt die Schattenseiten, die es darin gibt, nicht unbeachtet, aber er stellt es dem Hörer frei, diese Momente als kurze, trübe Reminiszenzen oder als Seufzer anzusehen. In jedem Fall spürt der Dirigent den Gefühlswallungen des Komponisten molto con sentimento nach und lässt jedes gemütvolle Durchatmen, jedes Augenzwinkern, jeden frohen Gedanken, jede Begeisterung, jeden nostalgischen Gedanken hörbar werden. Dabei entlockt er vor allem den Holzbläsern des Orchesters die berückendsten Töne.

Nicht weniger gut gelingt Jansons Leos Janaceks monumentale ‘Mša glagolskaja’, die Glagolitische Messe. Sie entstand 1926 auf einen altslawischen Text aus dem 9. Jahrhundert. Die in der Faktur originelle Messe gehört heute zu den anerkannt größten Chorwerken des 20. Jahrhunderts. Sie aufzuführen ist nicht einfach, und es bedarf schon so guter Kräfte, wie sie hier versammelt sind, um Wirkung mit musikalischem Niveau in Einklang zu bringen.

Etliche Dirigenten bevorzugen in dieser Komposition ein stringentes Klangbild, das die Musik gleißend kalt werden lässt. Bei Jansons bleibt der Grundklang warm und füllig, aber auch perfekt ausbalanciert, transparent und gestochen scharf, wodurch die Qualität sowohl des Chors als auch des Orchesters beeindruckend zur Geltung kommt. Die eher gemäßigten Tempi ohne jede Unruhe sind ebenfalls von Vorteil und garantieren den Ensembles wie auch dem – trotz Einschränkungen für den etwas ‘spitz’ singenden Tenor Ludovit Ludha – recht guten Solistenquartett einen Aufführungskomfort, der sich gewinnbringend auswirkt. Dabei gibt es Dramatik, wo sie nötig ist, und Gefühlstiefe, die berührt. Über all dem vermeidet der Dirigent jedes Pathos, der die Messe durch falsche Feierlichkeit entstellen würde. Mithin behaupte ich, in diesem Video eine der besten Aufführungen der Janacek-Komposition gehört zu haben.

Après une 2e Symphonie agréablement fluide et lyrique de Brahms, Jansons dirige une superbe interprétation de la Messe Glagolitique de Janacek, avec un dosage convaincant de son mélange d’expressions dramatiques et émotionnelles, sans pathos et sans nervosité, le son restant toujours chaud et ample, sans manquer de transparence et de netteté.

Both performances, Brahms as well as Janacek, are excellent. The symphony is fluid and lyrical, the Mass comes with a perfect blend of dramatic and emotional expression, the sound being warm and full.

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