Gustav Mahler: Symphonie Nr. 1; Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons; 1 CD BR Klassik  900179; Liveaufnahme 2010, Veröffentlichung 08/2019 (54'25) – Rezension von Remy Franck

Unter der Leitung von Mariss Jansons entstanden schon zwei herausragende Interpretationen der Ersten Symphonie von Gustav Mahler: 1999 mit dem Oslo Philharmonic Orchestra für Simax, 2006 mit dem Royal Concertgebouw Orchestra, für RCO.

Mariss Jansons arbeitet in dieser Neuaufnahme, wie schon in den beiden vorangegangenen, so viele Details liebevoll heraus, setzt so viele ungewohnte Akzente, dass man gebannt diesem Musizieren zuhört, das diesem Mahler eine unglaubliche Intensität und ein phänomenales inneres Leben gibt, in dem die komplexe Persönlichkeit des Komponisten voll zum Ausdruck kommt.

Unwiderstehlich ist insbesondere die Stimmungsvielfalt im dritten Satz, wo der Dirigent die Walzerseligkeit und Klezmer beschwört. Packend, wie bedrohlich manches auch hier klingt.

Jansons wählt relativ langsame Tempi, dirigiert nuancenreich und gefühlvoll. Phänomenal sind ihm einmal mehr die verhaltenen, kammermusikalisch aufgelichteten Stellen gelungen.

Im Finale bleibt es nicht beim ‘Stürmisch bewegt’. Statt die Musik dramatisch zu elektrisieren, bemüht sich der Dirigent, das ganze Spektrum klangfarblicher und dynamischer Abstufungen auszuloten und uns mit einem in seiner Transparenz und Fülle erstaunlichen musikalischen Reichtum zu packen.

Eine großartige Interpretation, die sich auch aufnahmetechnisch auf höchstem Niveau bewegt.

Mariss Jansons already made two outstanding recordings of Gustav Mahler’s First Symphony: in 1999 with the Oslo Philharmonic Orchestra for Simax, and in 2006 with the Royal Concertgebouw Orchestra for RCO. In this new recording, as in the previous two, details and many unusual accents make the music exciting. Jansons gives this Mahler an incredible intensity and a phenomenal inner life, in which the composer’s complex personality is fully expressed.
Irresistible in particular is the variety of moods in the third movement, with its waltz and klezmer reminiscences. It is gripping, how threatening some things sound here, too.In his nuanced and sensitive performance, Jansons chooses relatively slow tempos. Once again, some chamber-musically illuminated passages are phenomenal.
In the finale, instead of dramatically electrifying the music, the conductor tries to show the whole spectrum of tonal and dynamic gradations and to grab us with a musical richness astonishing in its transparency and abundance. A great interpretation, very well recorded.

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