Carl Maria von Weber: Der Freischütz; Andreas Schager, Lise Davidsen, Alan Held, Sofia Fomina, MDR Rundfunkchor, hr-Sinfonieorchester Frankfurt, Marek Janowski; 2 SACDs Pentatone Classics; Aufnahme 11/2018, Veröffentlichung 25/10/2019 (115'52) - Rezension von Remy Franck

Da Marek Janowski ein anerkannter Spezialist des romantischen Opernrepertoires ist, lag es nahe, ihm eine Neuaufnahme des Weber’schen Freischütz anzuvertrauen. Da nur ein deutschsprachiger Solist vorhanden ist, lag es ebenso nahe, die Dialoge zu streichen, die wahrscheinlich qualvoll geworden wären, und sie durch eine Erzählung zweier Beobachter des Geschehens zu ersetzen, Samiel und der Eremit. Katharina Wagner und Daniel Weber haben die Texte geschrieben, die die Ausdruckskraft und das Erklärungspotenzial der Dialoge nur beschränkt ersetzen. Dass eine Frau (Corinna Kirchhoff) die Rolle des Samiels spricht, ist höchst ungewöhnlich, aber laut dem, was man da an unterschwellig bösartiger Narration hört, könnte es auch eine Männerstimme sein. In jedem Fall: es passt!

Als Agathe wurde Lise Davidsen verpflichtet. Sie ist stimmlich hervorragend, kann aber, verglichen mit den großen Darstellerinnen dieser Rolle, den Charakter nicht wirklich in voller Tiefe ergründen. Sophia Fomina ist mit ihrer reinen und beweglichen Sopranstimme eine absolut passende Besetzung für die Rolle des Ännchen. Alan Held singt den Kaspar, und er hat es besonders schwer, die Top-Stimmen vergessen zu lassen, die man in dieser Rolle gehört hat, nicht nur stimmlich, sondern auch darstellerisch. Andreas Schagers Max hat Stärken wie Schwächen. Er hat, wo es erforderlich ist, Kraft und Projektion, aber seine vibrierende Stimme ist im zarten Bereich nicht gut genug geführt, um zu überzeugen.

Ein Plus der Aufnahme ist der großzügige Orchesterklang des hr-sinfonieorchesters, das unter der sicheren Leitung von Marek Janowski dunkle Romantik ebenso liefert wie subtile Poesie. Allerdings hätte ich mir von Janowskis Dirigat insgesamt mehr Spannung erwartet.

In den massiven Chorszenen ist der grandiose MDR Rundfunkchor aus Leipzig ein Gewinn.

Und so müssen wir einmal mehr feststellen, dass diese Janowski-Aufnahme von der Kraft und dem Klang der großen Ensembles lebt, aber bei den Solisten Defizite aufweist.

Since Marek Janowski is an acknowledged specialist of the romantic opera repertoire, it was obvious to engage him for a new recording of Weber’s Freischütz. And while the cast comprises only one native German soloist, it was also logical to delete the dialogues, which would probably have been painful, and to replace them with a narration by two observers of the events, Samiel and the Hermit. Katharina Wagner and Daniel Weber have written the texts that replace the expressiveness and explanatory potential of the dialogues only to a limited extent. It is unusual that a woman (Corinna Kirchhoff) was cast for the role of Samiel, but according to her subliminal malicious narration one could assume to be hearing a male voice. In any case: it fits!
Lise Davidsen was engaged as Agathe. She is vocally excellent, but compared to the great singers of this role, she can’t really fathom the character in full depth. With her pure and agile soprano voice, Sophia Fomina is an absolutely wonderful Ännchen. As Kaspar, Alan Held cannot make you forget the top voices that you have heard in this role. Andreas Schager’s Max has both strengths and weaknesses. He has power and projection where necessary, but his vibrating voice is not convincing in the more delicate passages.
The generous orchestral sound of the hr-sinfonieorchester is an asset of the production. Under Marek Janowski’s direction the orchestra delivers dark romanticism as well as subtle poetry. However, I would have expected more tension from Janowski’s conducting.
In the massive choir scenes, the grandiose MDR Radio Choir from Leipzig is a winner.
And so, this Janowski recording lives from the power and the sound of the large ensembles, but has deficits with the soloists.

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