Paul Turok: Passacaglia (1977); Wolfgang Amadeus Mozart: Klaviersonate KV 311; Claude Debussy: Deux Arabesques, L. 66; James Adler: Elegy for Norman (2017, 2018); Henco Espag: Herinneringe (Remembrances, 2017); Modest Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung; Cain-Oscar Bergeron, Flöte, James Adler, Klavier; 1 CD Albany Records TROY1781; Aufnahmen 2018/2019, Veröffentlichung 08/2019 (75') – Rezension von Remy Franck

Der 1950 in Chicago geborene amerikanische Pianist und Komponist James Adler hat ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, das Werke enthält, die dem Titel Homages & Remembrances gerecht werden.

Das erste Stück ist eine Erinnerung an den amerikanischen Komponisten Paul Turok, einen Schüler von Karol Rathaus, der 2012 verstarb. Die kurze Passacaglia beginnt recht dramatisch und endet sehr ruhig. Die variablen Stimmungen werden hier sehr gut wiedergegeben und können als Parameter für die ganze CD angesehen werden.

Danach erklingt Mozarts Klaviersonate KV 311, die Adler seinen Mentoren Seymour Lipkin and Rudolf Serkin widmet. Die Ecksätze spielt Adler sehr verspielt und dem Andante con espressione gibt er viel Anmut, ohne  das ‘con espressione’ zu strapazieren.

Die Arabesques von Debussy haben insofern eine große Bedeutung für James Adler, als er ihre Partitur von seinem älteren Bruder erhielt, der ihn dazu brachte, Musik  zu studieren. Er trifft den typischen Klang dieser Kompositionen sehr gut.

Elegy for Norman komponierte James Adler in Erinnerung an eben diesen mittlerweile verstorbenen Bruder. Das zweisätzige Werk für Flöte und Klavier beginnt mit einem lyrischen und liebevoll formulierten Lamento. Der zweite Satz, Celebration, basiert auf dem traditionellen jüdischen Sabbat-Lied L’Chah Dodi. Die Darbietung durch den Komponisten und den Flötisten Cain-Oscar Bergeron klingt sehr engagiert.

Herrineringe heißt in Afrikaans Erinnerung. Der südafrikanische Komponist Henco Espag (*1987) schrieb das Stück zur Erinnerung an seinen 2017 verstorbenen Bruder. Es ist eine zarte Erinnerung, die immer wieder durch düstere Einschübe gestört wird, bis eine tanzartige Melodie auftaucht, die aber auch mehrmals ‘strauchelt’, um den Bruch im Leben zu signalisieren.

Das längste Werk der CD ist Mussorgskys Komposition Bilder einer Ausstellung, das ja eine klingende Hommage an den verstorbenen Maler Viktor Hartmann darstellt. James Adler spielt die Musik ungemein phantasievoll und erlaubt sich zahlreiche agogische wie auch dynamische Freiheiten, um ein Maximum an Wirkung herauszunehmen. Und tatsächlich gelingt ihm so eine wirklich spannende und pianistisch faszinierende Interpretation.

Was er allein im Vecchio Castello an ‘Verschiebungen’ erreicht, ist ebenso erstaunlich wie die ungewohnte Rhythmik der Tuileries, wo plötzlich nicht nur spielende Kinder zu ‘sehen’ sind, sondern auch liebevolle Blicke von Müttern und Gouvernanten. Das Kükenballett wird in einem Maße differenziert, wie ich es bislang noch nie hörte. Man könnte noch weitere Details auflisten, doch am besten ist wohl, wenn Sie sich die Aufnahme anhören…

The American pianist and composer James Adler has put together a varied program containing works closely linked to the CD’s title Homages & Remembrances. The first piece is a tribute to the American composer Paul Turok, a student of Karol Rathaus, who died in 2012. The short Passacaglia begins quite dramatically and ends very calmly. The variable moods are reproduced here very well and can be regarded as parameters for the whole CD. The next work is Mozart’s Piano Sonata K. 311, which Adler dedicates to his mentors Seymour Lipkin and Rudolf Serkin. Adler performs the outer movements very playfully and gives the Andante con espressione a charming character, without giving too much importance to the ‘con espressione’. Debussy’s Arabesques are of great importance to James Adler, because he received the score from his older brother, who led him to study music. His genuine sound is a real pleasure. Adler composed Elegy for Norman in memory of his brother, who had died in the meantime. The two-movement work for flute and piano begins with a lyrical and lovingly formulated lament. The second movement, Celebration, is based on the traditional Jewish Sabbath song L’Chah Dodi. In Afrikaans Herrineringe means memory. The South African composer Henco Espag (*1987) wrote the piece in memory of his brother who died in 2017. It is a tender reminiscence that is repeatedly disturbed by dark elements. Then a dance-like melody emerges, which also ‘stumbles’ several times, symbolizing the coming end of life. The longest work on the CD is Mussorgsky’s composition Pictures at an Exhibition, which is an homage to the late painter Viktor Hartmann. James Adler plays the music in an incredibly imaginative way and allows himself numerous agogic as well as dynamic liberties in order to achieve a maximum of effect. He succeeds in creating a truly exciting and fascinating interpretation. The shifts in Vecchio Castello are as astonishing as the unusual rhythms of the Tuileries, in which suddenly not only playing children can be ‘seen’, but also loving glances of mothers and governesses. The chicken ballet is differentiated to a degree I have never heard before. We could give our readers more details, but the best thing is to listen to the recording.

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