Edouard Lalo & Arthur Coquard: La Jacquerie; Véronique Gens (Blanche de Sainte-Croix), Nora Gubisch (Jeanne), Charles Castronovo (Robert), Boris Pinkhasovich (Guillaume), Christophoros Stamboglis (Le Comte de Sainte-Croix), Patrick Bolleire (Le Sénéchal), Enguerrand de Hys (Le Baron de Savigny), Orchestre Philharmonique de Radio France, Chœur de Radio France, Patrick Davin; 2 CDs Ediciones Singulares ES1023; Liveaufnahme 07/2015, Veröffentlichung 09/09/2016 (113') – Rezension von Remy Franck

Am 21. Mai 1358 greifen rund hundert Bauern die Schlösser in der Region Beauvais an, töten die Bewohner und setzen alles in Brand. Der Aufstand dehnt sich bald auf ganz Frankreich aus, und die Revolte ist als ‘Jacquerie’ in die Geschichte eingegangen, weil die Aristokratie die Bauern als ‘Jacques Bonhomme’ bezeichnete. Solche ‘Jacqueries’ gab es bis ins frühe 18. Jahrhundert hinein.

In der Oper gibt es zwei Komponisten, die sich mit der ‘Jacquerie’ befassten: der vor allem als Dirigent bekannte Gino Marinuzzi (1918) und Edouard Lalo. Dessen Werk ‘La Jacquerie’, das bei seinem Tode im Jahre 1892 unvollendet blieb und von Arthur Coquard fertig gestellt wurde, hat einen solchen Aufstand zum Thema. Die 1895 uraufgeführte ‘große französische Oper’ mit Musik, die zugleich an Verdi wie auch an Wagner erinnert, war nie ein großer Erfolg. Im Juli 2015 gab es beim Festival von Radio France in Montpellier eine Wiedergeburt, bei der das ‘Palazzetto Bru Zane’, das Zentrum für romantische Musik in Frankreich die Hebamme spielte.

Die Handlung eignet sich gut als Opernstoff: Vor dem Hintergrund des Bauernaufstands verliebt sich der junge Robert in die Schlossherrin Blanche. Aus Liebe zu Blanche stellt er sich zwischen das wütende Volk und ihren Vater – den örtlichen Lehnsherrn –, kann dessen Tod jedoch nicht verhindern. Von den Bauern verfolgt, wird er verletzt und stirbt in den Armen seiner Geliebten, die danach ins Kloster geht.

Radio France hat für die Aufführung sein bestes Orchester eingebracht, das ‘Philharmonique’, das, von Patrick Davin sehr inspiriert geleitet, souverän spielt. Die Musik klingt frisch und kraftvoll, aber wenn’s darauf ankommt, auch gefühlvoll und wunderbar lyrisch. Die beiden Komponisten haben dem Orchester und den Chören nicht zuletzt durch die ausgedehnten Ballettszenen genügend Raum gegeben, wo die zwei Formationen glänzen können.

In der Rolle der Blanche ist Véronique Gens eine nuancenreich, flüssig und mit viel Finesse singende Interpretin, die sich die Rolle sehr gut angeeignet hat. Nora Gubisch verkörpert die Jeanne stimmlich und darstellerisch sehr überzeugend, und Charles Castronovo ist ein wirklich großartiger Robert. Der amerikanische Tenor hat eine sehr gute und kräftige Stimme, solide fundiert und gut fokussiert, mit baritonaler Färbung. Zudem führt er diese Stimme sehr gut und singt mühelos in allen Bereichen. Auch in der Dynamik ist er zu allen Nuancen fähig.

Die übrigen Rollen sind ebenfalls gut besetzt, so dass sich diese Produktion einer anspruchsvollen und ansprechenden  Oper im Gegensatz zu anderen Ausgrabungen der letzten Zeit durch ein wirklich hohes Niveau auszeichnet. Für Opernfreunde gibt es da kein  Drumherum!

With a truly outstanding cast, superb orchestral playing and excellent choral singing, the musical conditions for a top quality recording of this delightful opera La Jacquerie are given. The set is well presented and documented. The recording is well balanced, and so this is a highly successful rediscovery of La Jacquerie that no opera lover should miss.

 

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