Sergei Prokofiev: Klavierkonzert Nr. 2; Piotr Tchaikovsky: Klavierkonzert Nr. 1; Beatrice Rana, Klavier, Orchestra dell'Accademia Nazionale di Santa Cecilia, Antonio Pappano; 1 CD Warner Classics 82564600909; Aufnahme 07/2015, Veröffentlichung 11/2015 (67'05) – Rezension von Remy Franck

Die Italienerin Beatrice Rana hat sich mit Antonio Pappano und der ‘Accademia di Santa Cecilia’ zusammengetan, um russisches Repertoire zu erobern. Wenn Putin es auch vielleicht nicht bemerkt hat: hiermit hat Italien erfolgreich ein Stück Russland annektiert.

Prokofievs Zweites Klavierkonzert ist in einer martialischen Interpretation zu hören. Pappano lässt seine Truppen aufmarschieren wie einst Cäsar seine Armeen in seinen größten Feldzügen. Und Rana, die Silber-Medaillengewinnerin des Van Cliburn-Wettbewerbs, die uns schon mit Schumann begeistert hatte, zeigt, dass die Musikwelt (und bitte bedenken Sie, dass ich eigentlich solche Vergleiche gar nicht mag) eine Nachfolgerin für Martha Argerich hat, mit all ihrer Kraft, ihrer Gestaltungsphantasie, ihrer Virtuosität und ihrer Musikalität, denn neben der Kraft und Vitalität gibt es auch Platz für Nuancen und subtile Farben und raffinierte Dynamik.

Der Klang der ‘Accademia’ ist phänomenal und genauso atemberaubend wie das Spiel der Pianistin. Wenn das Orchester am Schluss der Kadenz im ersten Satz des Prokofiev-Konzerts ungestüm heroisch und apokalyptisch donnernd einsetzt, bleibt einem fast das Herz stehen. Auch die Aufnahmetechniker Jonathan Allen und Giacomo di Caterina verdienen höchstes Lob für das mächtige und physisch ergreifende Klangbild sowohl im Prokofiev-Konzert wie auch im Ersten Tchaikovsky, dessen Opulenz kaum zu überbieten ist. Das ist ein 35 Minuten langes, emphatisch rauschendes Klangfest!

Bei allem Sound-Streben bleiben perfektes Zusammenspiel und nuancierte dynamische Entwicklungen nicht auf der Strecke, und Pappanos Stilgefühl bewahrt die Musik vor jeder Schwülstigkeit.

Im Klavier bildet sich unter Ranas musikalischen Fingern ein spannungsvoller Wechsel von zarten, feinsinnigen Figuren und Klangeruptionen von überbordender emotionaler Wucht, alles eingebunden in ein spannungsvolles Rubato von allererster Güte.

Da gibt es keinen Zweifel: Seit Argerich und Abbado (Berlin 1996) hat es keine so elektrisierende Aufnahme des Tchaikovsky-Konzerts mehr gegeben.

This is one incredibly superlative recording of two big Russian Piano Concertos by invincible Italian forces. Poutine, take care! You are losing part of Russia to the Romans.

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